SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Werfen kann man ja viele Sachen: Bälle, das Handtuch, Geschirr und Sorgen. Ja genau Sorgen. Zumindest steht das so in der Bibel: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn Gott sorgt für euch.“[1]

 

Ich denke da immer an einen Kugelstoßer. Haben Sie schon mal die Metallkugel eines Kugelstoßers in der Hand gehabt? Die sind schon ganz schön schwer. 7,25 kg bei den Männern und 4 kg bei den Frauen. Wer so eine Kugel mit sich rumträgt, ist schon ganz schön belastet. Genau so ist das mit den Sorgen auch. Die können schon auch ganz schön schwer wiegen. Sie belasten mich, weil ich sie die ganze Zeit mit mir herumschleppe. Sie können mich förmlich auf den Boden drücken, weil ich immer dran denken muss. Manchmal so schlimm, dass ich an gar nichts anderes mehr denken kann.

Alle eure Sorge werft auf Gott; denn er sorgt für euch. Das klingt so einfach und leicht. Aber ich glaube, das täuscht. Ich meine ein Kugelstoßer wirft seine Kugel auch nicht gerade wie einen Federball. Er muss was dafür tun. Dafür arbeiten. Trainieren. Und dass muss ich mit meinen Sorgen auch. Aber das kann ich mit meinen Sorgen auch. Obwohl: Man kann sie ja nicht einfach wegwerfen wie einen alten Lappen. Die Sorgen verschwinden nicht einfach. Der Ärger mit den Kollegen. Die Krankheit in der Familie. Der Streit mit den Nachbarn.

Deshalb heißt es in dem Vers auch nicht: „wirf alle Deine Sorgen einfach weg“, sondern: „Alle eure Sorge werft auf Gott; denn er sorgt für euch.“ Wie das geht?

Z.B. mit Beten. Ich kann Gott alles sagen, was mich belastet. Was mich ärgert. Was mich in meinem Alltag runterdrückt. Ich kann ihm buchstäblich alles vor die Füße werfen. Ja – sicher – es ist dann immer noch nicht weg. Aber der Vers geht dann ja auch noch weiter. Gott sorgt für mich. Und das gleich doppelt: Zum einen kriege ich durch meinen Sorgenweitwurf im Gebet ein bisschen Luft zum Atmen. Ich kann für einen Moment mal alles abschütteln und wieder aufrecht stehen. Und dann habe ich gemerkt, dass die Sorgen ein bisschen leichter werden, wenn ich sie mal abgelegt habe. Gott trägt mit. Ich muss damit nicht alleine klar kommen. Und das hilft mir, wenn ich wieder in meinen Alltag gehe. Erleichtert und irgendwie befreit.



[1] 1. Petrus 5,7.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27004
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