SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ob das Leben gelingt und wie, treibt wohl jeden um. „Alles Gute“, sagt man nicht zufällig. Oder: „Hauptsache Gesundheit“ oder „mach‘s gut, mach‘s besser“. Und natürlich immer: „viel Glück und viel Segen“.  (Ist ein Kind gestürzt und hat sich verletzt, wird es fast automatisch von der Mutter in die Arme genommen; tröstend sagt sie oder der Vater oder wer sonst: „es wird alles wieder gut“, es wird heil.) So sehr sind wir aufs Heil-Sein geeicht. Whole heißt das im Englischen: ganz, heil, stimmig, sogar heilig.  Jüngst hat der Papst ein anregendes Lehrschreiben veröffentlicht „über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“.  Schon im Titel wird deutlich: es geht da nicht um lebensferne Frömmigkeit und aufgesetzte Heiligenscheine, nicht um heroische Sonderwege. Nein, es geht um die Welt von heute, es geht um den Alltag am heutigen Dienstag, es geht um mein Leben – und deins.   Ganz handfest spricht Papst Franziskus z.B. von „Durchhaltevermögen, Geduld und Sanftmut“; ganz wichtig ist ihm der Humor, denn der Glaube an Gottes treue Gegenwart kann selbst die schwersten Dinge in einen entlastenden Zusammenhang stellen, „alles wird wieder gut“. Seinen Leitsatz nimmt Franziskus, wie könnte es anders sein, aus der Bibel, und der heißt: „Geh vor mir her und sei ganz“ (Gen 17,1). So hört sich Abraham von Gott angesprochen, so möge sich jeder angesprochen wissen: „sei ganz“, whole, heil und heilig.

Gott erscheint nicht als Konkurrent des Menschen, schon gar nicht bevormundend und reglementierend. Dieser Gottesspruch an Abraham – immerhin der Stammvater von Juden, Christen und Muslimen – kommt vielmehr von einem Menschenfreund. Fast zärtlich und besorgt wendet sich Gott seinem Schützling zu, er ermutigt ihn zum Wagnis eines eigenen Lebens. „Geh vor mir her“ – das heißt ja: Du hast mich im Rücken, du gehst nicht ungeschützt, ich bin deine verlässliche Rückenstärkung. Derart ermutigt, darf und soll der Mensch gehen – und das ganz, mit allen Kräften und mit allen seinen Möglichkeiten: „lass dein Bestes zum Vorschein kommen“, empfiehlt der Papst. (Gaud  Nr 11). Und er zitiert einen vietnamesischen Christen mit dem wunderbaren Rat: „Nütze jeden Tag die Gelegenheit, um kleine Dinge in großartiger Weise zu erledigen“ (17). Ja dieser Abraham erfährt: gut geht’s, voran geht’s, denn ich habe den lebendigen Gott im Rücken und diesen Tag vor mir. Ja, ich darf ein Vorbote Gottes sein, mit mir kommt er in die Welt, mein Leben macht Sinn.  Jeder Mensch ist wie Abraham eingeladen, sich dieses Gotteswort sagen zu lassen und in die Tat umzusetzen. „sei ganz“, (mach keine halben Sachen, sei nicht halbherzig). Das uralte Programmwort von der Heiligkeit bekommt wieder Sinn. Machs gut, nein besser gesagt: „lass es dir gut gehen“, denn Gott ist mit dir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26975
weiterlesen...