Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vieles ist ganz schön kompliziert in der Welt. Und ich finde, es wird immer komplizierter. Das liegt daran, dass ich immer mehr weiß. Und daran, dass ich immer mehr wissen kann. Ich kann zum Beispiel heute wissen, dass der Luftballon, den ich auf dem Stadtfest in den Himmel steigen lasse, vielleicht zu einem Problem wird für einen Meeresbewohner. Dann nämlich, wenn der Ballon über dem Meer abstürzt und sich ein Tier darin verheddert oder ihn frisst. Wenn ich das weiß, dann will ich den Ballon gar nicht mehr steigen lassen. Dabei fand ich das früher immer sehr schön. Wenn ich so einem Ballon hinterher geschaut habe, wie er immer kleiner wurde.

 Wie gesagt, es ist ganz schön kompliziert. Und weil vieles so kompliziert ist freue ich mich immer, wenn mal etwas einfach ist. So einfach wie ein Satz aus der Bibel, den ich sehr mag. Da steht: Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Überraschend oder, dass da von Gott, was so einfaches steht. Wo Gott doch so groß ist und vielfältig, dass viele sagen: Das ist mir zu schwierig. Und wer weiß, ob es ihn überhaupt gibt. Ich fange gar nicht erst an, mir über Gott Gedanken zu machen. Das ist mir zu kompliziert.

Dabei hat ein christlicher Lehrer ganz am Anfang so etwas Einfaches geschrieben: Gott ist die Liebe. Jeder und jede kennt die Liebe. Und jeder kann lieben. Und schön ist es auch noch. Und es macht Spaß. Es kostet auch nichts. Liebe.

Liebe ist für alle da. Und so ist es auch mit Gott. Gott macht keine Unterschiede zwischen reich und arm. Die Spur die zu ihm führt hat mit Lust und Freude zu tun. Und was er erwartet erfordert keine speziellen Fähigkeiten. Das finde ich wunderbar. Und ich frage mich: vielleicht ist es gar nicht so kompliziert in der Welt – vielleicht ist es viel leichter als ich denke. Dann nämlich, wenn ich meinen innere Kompass an Gottes Beispiel ausrichte. Das heißt – alles was ich tue an der Liebe zu orientieren. Dann fällt es mir gar nicht mehr schwer, auf den Luftballon zu verzichten. Stattdessen schaue ich in den Himmel und sehe zu wie die Wolken ziehen. Denn ich liebe das Meer sehr und alles was darin ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26961
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