SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Haste mal ein bisschen Kleingeld? Wem ist diese Frage nicht schon mal beim Bahnhof oder beim Einkaufen gestellt worden. Da steht ein Mensch und schaut mich an. Oder: Der Mann, die Frau sagt gar nichts und hat ein Schild in der Hand und streckt es mir entgegen.

Keine Frage, die Situation ist oft ein wenig unangenehm. Warum soll ich denn jetzt demjenigen etwas geben? Wer weiß denn, was der mit dem Geld anfängt? Und warum arbeitet er nicht? Darum schauen viele in eine andere Richtung oder gehen ein wenig schneller. Mir geht es ja auch so, erst recht, wenn ich in Eile bin.

Vor kurzem habe ich in der Fußgängerzone einen Schüler gesehen, vielleicht so 10-12 Jahre alt. Er hat sich ganz anders verhalten. Als er den Bettler aus der Ferne gesehen hat, ist er stehen geblieben Er hat angefangen in seiner Tasche zu kramen, und seinen kleinen, bunten Geldbeutel herausgeholt. Er hat ein Geldstück genommen, den Mann angelächelt und es in seine Mütze gelegt.

Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die über Jesus erzählt wird: Zu ihm waren ungefähr 5000 Menschen an den See Genezareth gekommen, um ihn zu hören. Aber seine Jünger hatten Bedenken: Wie sollte man all die Menschen versorgen? Etwas kaufen? Das eigene Geld für sie hergeben? Soll man ihre Bequemlichkeit unterstützen? Machen die sich es nicht zu einfach? Setzen sich hin und kümmern sich um nichts.

Bloß ein Kind, das hatte damals fünf Brote und zwei Fische. Die Bibel erzählt:  Jesus sprach ein Dankgebet und man begann, das Brot und den Fisch zu verteilen. Am Ende hatte jeder so viel er wollte. Ja, es waren sogar noch zwölf Körbe übrig.

Viel ist über diese Geschichte nachgedacht worden. Mir sagt sie: Teilt das, was ihr habt. Wenn jeder nur ein wenig gibt, dann ist mehr als genug für alle da. Kinder tun so etwas offensichtlich noch ganz ohne Vorbehalte. Sie sehen die Situation und handeln.  

Der Junge in der Fußgängerzone hat dem Bettler viel mehr als ein wenig Geld gegeben. Er hat ihm ein Lächeln geschenkt. Der Junge hat den Menschen gesehen, nicht bloß den Bettler. Als er fort war, hat der Mensch dem Kind hinterher geschaut. Auf seinem Gesicht war ein Lächeln zu sehen

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