SWR4 Abendgedanken

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Er wächst in einer der reichsten Familien Frankreichs auf. Es hätte viel aus ihm werden können. Doch Charles de Foucault hat schon in der Schule nur Unsinn im Kopf. Als er danach beim Militär anheuert, wird es nicht besser. Er haut sein ganzes Erbe mit Partys und Prostituierten auf den Kopf. Nach wenigen Jahren ist er pleite, unehrenhaft aus der Armee entlassen und von seiner Familie entmündigt. Das ganze Land spricht darüber, wie tief er gefallen ist. 

Da passiert etwas, was wohl keiner erwartet hat. Charles de Foucault fängt an zu beten, studiert Theologie und wird Priester. Als Jugendlicher hatte er mit Gott abgeschlossen. Doch immer wieder trifft er auf Menschen, die ihn beeindrucken: Muslime, die fünfmal am Tag zusammen beten. Christen, mit denen er befreundet ist und die ihn neugierig machen. Er ändert sein Leben radikal und zieht sich zurück nach Algerien. Da war er schon einige Zeit als Offizier. Er geht in die Sahara zu den Tuareg. Sein Motto lautet: „Ich möchte alle - Christen, Muslime und Juden - daran gewöhnen, in mir ihren Bruder zu sehen, - einen Freund aller, der bereit ist, zu helfen, ohne etwas dafür zu verlangen." Er lebt bescheiden in einer Steinhütte und vermittelt zwischen den Stämmen der Toureg, wenn Streit in der Luft liegt. 

Die Zeit in der Wüste währt nur kurz. Denn bald darauf erreicht der erste Weltkrieg auch die Sahara und Foucault wird entführt und erschossen. 

Alles in allem eine echte Verlierergeschichte, die vor rund 100 Jahren ihr Ende findet. Da verjubelt jemand seinen Besitz, das ganze Land lacht über ihn und ein paar Jahre später liegt er tot im Wüstensand. Dabei hatte Foucault Großes vor, eben: „Freund aller zu sein, der bereit ist, zu helfen, ohne etwas dafür zu verlangen.“ 

Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Heute gibt es weltweit 20 christliche Gemeinschaften, die sich auf Charles de Foucault berufen. Die so wie er ganz bescheiden leben, beten und für andere da sein wollen. Da gibt es zum Beispiel die Gemeinschaft der kleinen Schwestern und Brüder vom Evangelium. 

Eine Gemeinschaft der kleinen Brüder lebt in Leipzig in einem Plattenbau. Die Brüder arbeiten in einer Kartonfabrik oder in einem Supermarkt an der Kasse. Sie kümmern sich um die, die sonst oft übersehen werden. Da ist der Mann in der Nachbarwohnung, der von Hartz 4 lebt. Oder sie helfen Christen, die aus dem Irak geflüchtet sind, und alles zurücklassen mussten. 

Charles de Foucault hat sich gewünscht, dass seine Idee weiterlebt und sich eine Gemeinschaft gründet. Wie gut, dass es heute Menschen gibt, die genau das umsetzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26932
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