SWR3 Gedanken

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Ein junger Mann steht vor mir, streckt mir einen kleinen Holzengel entgegen und sagt: „Hier für Sie. Sie sollen auch einen haben. Er soll sie begleiten.“ Ich bin platt. Ich habe eine Veranstaltung moderiert und bin froh, dass es gut gelaufen ist.

 

Der junge Mann heißt Martin und ich komme mit ihm ins Gespräch. Er erzählt mir, dass er seit seiner Kindheit blind ist. Martin ist krank. In seinem Kopf wachsen Tumore. Gutartig zwar, aber die machen natürlich was kaputt. Vier große Operationen hat er schon hinter sich.

Martins Motto heißt: „Lass dich nicht unterkriegen.“ Und so hat er nach einer der Operationen beschlossen, seine Kraft nicht nur für sich, sondern auch für andere einzusetzen. Er hat die Ausbildung zum Hospizbegleiter gemacht und ist für Menschen da, die bald sterben. Auch die bekommen einen Engel von ihm. Die Engel macht Martin selbst. Ein Lehrer hat ihm gezeigt, wie er auch blind die Säge führen und Holz bearbeiten kann. Seine Eltern unterstützen ihn dabei.

Martin ist Christ. Besonders geprägt haben ihn die Worte „Fürchte dich nicht“ aus der Bibel. Das sagen Engel meistens als erstes, wenn sie zu jemandem kommen um eine Botschaft von Gott zu überbringen.

Martins Engel sind mittlerweile auf der ganzen Welt verteilt. Immer wenn er das Gefühl hat, jemand braucht Kraft oder etwas, um sich daran festzuhalten, wird ein Engel verschenkt.

Das hab ich wohl nach der Moderation auch gebraucht. Martin hat das gespürt. Sein Engel ist in meiner Handtasche immer dabei. Und wenn ich mal nicht richtig weiter weiß, sagt mir Martins Engel hoffentlich „Fürchte dich nicht.“

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