Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Man muss das Leben schnitzen aus dem Holz,
das man hat
und wenn es krumm und knorrig ist.“
Sagt der Dichter Theodor Storm. Und Recht hat er.

Wir alle sind aus ganz verschiedenem Holz gebaut, besonders unsere Köpfe. Und wir sitzen und schnitzen und schnitzen daran herum, überzeugt, dass unser Leben aus besonderem Holz geschnitzt ist. Und das ist wahr.

Das Leben eine Holzwerkstatt. Das hat schon Jesus gewusst. Er hat das früh gelernt, denn sein Vater war ein Zimmermann. Da muss man arbeiten mit dem Holz, das man hat. Und man weiß schon bald: Das Leben besteht nicht aus schönen glatt gehobelten Brettern, ist nicht zu haben im Supermarkt. Überhaupt nicht zu kaufen. Das ist Arbeit, am Holz, das man hat.

Jetzt im Alter, das weiß ich, da ist das Holz krumm und knorrig. Aber du darfst nicht aufhören, das zu bearbeiten.

Die Bibel weiß auch vom Holz des Lebens. Sie erzählt vom Weinstock und den Reben, die miteinander verwachsen sind. Und im letzten Buch in der Offenbarung, wird erzählt vom „Baum des Lebens“, dessen Blätter der Gesundheit und der Heilung der Völker dienen. Da gehören wir dazu. Da sind wir dran. ein kleiner Zweig am großen Baum des Lebens. Wenn ich so etwas lese, geht mir das Herz auf. Dann weiß ich: dieses krumme und knorrige Leben, an dem ich da herumschnitze, gehört in einen wunderbaren Zusammenhang. Das ist nicht einfach so ein Stück Holz, an dem ich mich abarbeite. Nein, mein Leben hängt mit dem Baum, mit dem Holz des Lebens zusammen. Das ist das Holz, das ich habe. Du bist du ein Stück vom Baum des Lebens.

Und deshalb kann ich ganz fröhlich mit dem alten Dichter sagen:
„Man muss das Leben schnitzen aus dem Holz,
das man hat
und wenn es krumm und knorrig ist.“
Ich wünsche Ihnen ein frohes Adventswochenende in der Schnitzerwerkstatt Ihres Lebens. Schneiden Sie sich nicht in den Finger. Und vergessen Sie nicht, aus welchem Holz Sie geschnitzt sind. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2691
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