SWR3 Gedanken

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Ein Stadtteil der litauischen Hauptstadt Vilnius heißt „Uzupis“. Dort haben sich Künstler, Freaks und Philosophen niedergelassen, und sie haben die „Republik Uzupis“ ausgerufen. Das Parlament ist ein Szene-Café. Dort steht eine Bronzetafel mit der Verfassung. Sie besteht aus 41 Gesetzen. Manche davon klingen etwas verrückt, aber es wird deutlich, dass die Bewohner von Uzupis die Umwelt respektieren und gut miteinander auszukommen möchten.

Da heißt es zum Beispiel: „Jeder Mensch hat das Recht, am Fluss Vilnia zu leben, und der Fluss Vilnia hat das Recht, an jedem vorbei zu fließen.“ Oder: „Jeder Hund hat das Recht, ein Hund zu sein.“ Artikel 4 heißt: „Jeder hat das Recht, einzigartig zu sein.“ Und Artikel 31 lautet: „Jeder Mensch darf frei sein.“

Uzupis hat auch Botschafter, nicht nur für bestimmte Länder, sondern auch für Themen. So gibt es den Botschafter der Pusteblume oder den für das Flötenspielen auf der Straße. Ein Botschafter ist der Dalai Lama. Das liegt an Artikel 16. Der heißt genau gleich wie eine buddhistische Regel: „Jeder hat das Recht, glücklich zu sein.“

Für mich ist Uzupis ein symbolischer Ort für alles, nach dem sich die Menschen sehnen: frei und glücklich und im Einklang mit der Natur leben zum Beispiel. Geheilt zu sein - nicht nur von Krankheiten, sondern von allem, was schmerzt. Friedlich zusammenleben, in Familien, mit den Nachbarn, unter Völkern, am besten dauerhaft. Oder sich ganz entfalten zu können – ohne Wettbewerb und ohne nach der Meinung anderer schielen zu müssen.

Für viele bleiben das unerreichbare Träume. Aber in Uzupis – da fangen sie an, den Traum wirklich werden zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26904
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