SWR3 Gedanken

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Ich war gerade im italienischen Assisi. Ein malerisches Städtchen in Umbrien. Und ein Pilgerort, weil es die Heimat von Franz von Assisi ist. Die Basilika und das Grab, alles sehr beeindruckend. Aber eine Szene hat das alles in den Schatten gestellt. Bei 36 Grad in der Mittagshitze habe ich mir ein Eis geholt und mich unter den Baum vor der Eisdiele gesetzt. Plötzlich tauchen zwei Kinder auf, reden kurz mit der Verkäuferin, bekommen ein Eis ohne zu bezahlen und ziehen total happy wieder ab. Dann holt sich die Verkäuferin offenbar das Eisgeld aus einer Sammeldose und legt es in die Kasse.

Ich bin neugierig geworden und habe recherchiert. Die Aktion gibt es seit drei Jahren und heißt „Gelato sospeso“. Sie funktioniert genau so, wie ich es beobachtet habe: Wer beim Eiskaufen noch etwas Geld übrig hat gibt es in die Sammeldose. Und wenn bedürftige Kinder vorbeikommen und genug Geld in der Dose ist, dann gibt’s ein Eis für umme.

Eigentlich eine uralte Idee. Die ersten Christen haben sich sonntags in ihren Häusern getroffen. Jeder hat mitgebracht, was er zu Hause hatte. Die einen mehr, die anderen weniger, manche gar nichts.

Man hat mit diesem Essen eigentlich an Jesus und das letzte Abendmahl erinnert. Aber die ersten Christen wollten damit auch deutlich machen, dass Jesus immer für diejenigen da war, die nichts hatten, oder die niemand mochte. Und dass sie es genauso machen wollen.

Ich finde, die Aktion „Gelato sospeso“ ist genau das richtige für einen heißen italienischen Sommer. Sie fördert den Gedanken, etwas abzugeben, wenn ich genug habe. Und sie zaubert ab und zu ein Lächeln auf Gesichter, die sonst vielleicht weniger zu lachen haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26900
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