Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Jetzt ist viel die Rede vom Glück vor Weihnachten.
„Glück, das ist ein Wort, das ich im Laufe meines Lebens öfter einmal aufgegriffen habe, -aber ich musste jedes Mal feststellen, dass es nicht stand hält“, schreibt die diesjährige englische Nobelpreisträgerin Doris Lessing in ihrem Roman „Memoiren einer Überlebenden“.

Wie geht es Ihnen, wenn sie nach dem Wort „Glück“ greifen?
Lässt es sich überhaupt greifen, das Glück. Können wir es in der Hand haben?
Können wir – einfach so- feststellen, was Glück ist?

Glück gehabt. Das kann sein. Im Nachhinein erkennen wir: Ja, das war’s. Das hat’s gebracht. Gerade noch mal vorbei geschrammt mit dem Auto. Gerade noch mal davon gekommen nach der Operation. Glück gehabt. Das kann sein. So ein Moment.

Die Bibel erzählt von solch glücklichen Augenblicken, die wir nicht in der Hand haben. Doch merkwürdigerweise gibt sie uns kein Programm für ein glückliches Leben. Aber sie sagt: Mensch, du bist glücklich, wenn du Leid tragen kannst. Mensch, du bist glücklich, wenn du es schaffst, einmal den untersten Weg zu gehen. Und all die Momente, in denen du das Glück erleben kannst, die werden dir geschenkt.

Glück, das ist eine Augenblicksache. Das kommt und geht. Du kannst es nicht in die Hand nehmen, schmieden, planen und machen- allen Glücksratgebern zum Trotz. Wäre ja auch schrecklich. Wenn alle, denen das Glück grade mal fern ist, selber schuld wären.
Die Bibel meint: Glück ist so etwas unsagbar Schönes. Das kannst du nur erleben. Von seinem Glanz kannst du etwas ausstrahlen. Dich freuen, dass es so etwas gibt, Augenblicke, in denen aufleuchtet, was größer ist als wir selbst.

Glück, ein Wort, auf das ich im Laufe meines Lebens immer wieder gestoßen bin, aber ich musste jedes Mal feststellen, dass ich es nicht fassen kann, weil es größer ist als alle meine Gedanken. Glückliche Momente: Ich habe erlebt, wie Menschen, die Leid tragen, getröstet werden. Wie Menschen, die eine ganz leise Stimme haben und schwach sind, etwas herzeigten, was für alle Menschen wichtig war, Kraft, die in den Schwachen mächtig wurde. Das wünsche ich Ihnen von Herzen heute früh.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2690
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