SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Heute beginnen die großen Ferien. Endlich auch in Baden-Württemberg. Wir sind mit Bayern zusammen immer die letzten. Und am Ende wird die Sehnsucht auch bei mir schier unerträglich: mal wiederalles vergessen zu können, in den Tag hinein zu leben, keinen Plan haben zu müssen. So wie es eben nur in den Großen Ferien ist. Weil da die Uhren anders gehen, langsamer als das ganze Jahr über.

Ob Gott es ursprünglich so gemeint hat - das Leben des Menschen? Im Paradies? Dass wir unser täglich Brot nicht im Schweiße des Angesichts verdienen müssen. Keine Noten für das, was wir lernen. Keine Leistungsbeurteilungen im Beruf. Sondern: Alle teilen das, was sie haben, gerecht auf, damit jeder immer das hat, was er braucht. Alles andere ist nur das Zweitbeste auf Erden: Das Arbeiten, das Sorgen, die Anstrengung und die vielen offenen Fragen, die wir tagaus tagein bearbeiten. Das klingt jetzt ziemlich utopisch. Aber wenn ich die bekannte Ordnung einmal vergesse - das Oben und Unten, wie wir uns einteilen, das immer Mehr in der Wirtschaft und den Kampf um die Rohstoffe auf unserem Planeten - dann kommt mir das gar nicht mehr so unrealistisch vor. Es würde ganz leicht für alle reichen. Keiner bräuchte mehr zu hungern.

Jedenfalls sind die Sommerferien für mich so etwas wie ein Nachgeschmack des Paradieses. Ich stelle mir vor: So muss es einmal ganz am Anfang der Welt gewesen sein, sozusagen bei Adam und Eva, als Gott den Menschen als sein Ebenbild gemacht hat. Ihm ähnlich, wie es ja in der Bibel heißt. Da hat er bestimmt nicht daran gedacht, dass wir hauptsächlich damit beschäftigt sind, die Probleme wieder aus dem Weg zu räumen, die wir uns selber eingebrockt haben.

Ich habe mir etwas vorgenommen für die Ferienzeit in diesem Jahr, für diese besonderen sechseinhalb Wochen: Ich will mir am Abend eines jeden Tages ein Ereignis aufschreiben, das ich so nur machen konnte, weil eben Ferien sind. Egal ob ich selbst auch frei habe und womöglich verreist bin oder ob ich arbeiten muss. Ich hoffe, dass ich eine ordentliche Sammlung von guten Erfahrungen zusammen bekomme. Aufgeschrieben in einem kleinen Buch, das ich eigens dafür angeschafft habe. Am Ende könnte ein richtiges Paradiesbüchlein dabei heraus kommen. Gefüllt mit Gedanken, Szenen, Bildern, die mich daran erinnern, wie Gott die Welt einst gemacht hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26897
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