SWR3 Gedanken

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Ich packe meinen Koffer und nehme mit… Dieses Spiel haben wir früher oft gespielt, am liebsten kurz bevor wir in Urlaub gefahren sind. Auf diese Weise haben wir dauernd die Vorfreude gesteigert und meine Mutter hat uns geschickt darauf trainiert, im Kopf genau klar zu haben, was wir alles mitnehmen wollten und sollten.

Inzwischen spiele ich das Spiel gerne anders herum: Wenn ich weiß; jetzt endlich, jetzt ist es soweit: ich darf weg, in Urlaub oder zumindest aufhören zu arbeiten und mal alles loslassen, dann überlege ich mir: Ich packe meinen Koffer und was lasse ich hier? Was lasse ich los? Den bösen Computer, der nie tut, was ich will. Den Ärger mit Vorgesetzten oder Kollegen vielleicht. Die Sorge um die Kinder in der Schule, das dauernde Gefühl, nicht fertig zu werden, die endlosen Meetings, das zähe Ringen um Ergebnisse, die Zeitnot, den Gewinndruck, die Konkurrenz. Vielleicht sogar den Laptop, damit die Mails nicht immer nur einen Klick entfernt lauern. Und vielleicht gelingt es mir irgendwohin zu fahren, wo das Handy nicht geht und es kein Internet gibt und ich einfach unerreichbar bin.

Dann könnte mir gelingen, mich zu verlaufen oder mich zu langweilen, meinen inneren Kompass neu auszurichten, Gottes Stimme in mir und in der Welt zu lauschen, Menschen neu begegnen und zu sehen wie Gott sie erträumte meine Haare im Wind trocknen und einen lang ersehnten Weg einschlagen.

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