Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es hat Tumulte, Beleidigungen und fast sogar Handgreiflichkeiten gegeben. Und das vor dem ansonsten so ehrenwerten House of Lords des englischen Parlaments. Gerade hatte Bischof Bell aus Chichester den britischen Bombenterror gegen Deutschland angeprangert. 1943 war das, als deutsche Städte in Schutt und Asche fielen. So wie Hamburg. Da haben heute vor 75 Jahren die großen Angriffe begonnen. Angriffe, die unzähligen Menschen das Leben gekostet  und die Stadt fast vollständig zerstört haben.

Mutig, was Bischof Bell damals gesagt hat. Er wollte unterscheiden zwischen den Nazi-Mördern und der Zivilbevölkerung. Er widersprach der Regel, dass Krieg jedes Mittel rechtfertige. Für Bell war der Bombenkrieg ein Verbrechen.

Als Verräter wurde er damals beschimpft, weil seine Meinung nicht zur Logik des Krieges passte. Aber Bell war Christ. Und deshalb träumte er den Traum von Gottes Friedensreich, so, wie viele Propheten vor ihm. Von einem Leben ohne Krieg, ohne Hass und Tod. Und dafür hat er sich eingesetzt, wollte Frieden stiften. Wie es Jesus gesagt hat: Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Bells Protest trug Früchte damals. Ganz praktisch schaffte er es, dass der geplante Angriff auf Berlin an Weihnachten 1943 abgesagt wurde. 1000 Maschinen, die ein entsetzliches Inferno angerichtet hätten, blieben immerhin an diesen Tagen am Boden.

Bischof Bell hat Ernst gemacht mit der Friedensbotschaft Jesu. Hat den Mund aufgemacht und sich für den Frieden eingesetzt. Er hatte Mitleid. Mit einem Volk, das stellvertretend für seine Regierung in diesem Krieg büßen sollte.

Heute, 75 Jahre danach, ist Bells Botschaft noch immer aktuell. Denn bis heute ist Gottes Friedensreich, ein Leben ohne Hass und Krieg und Tod, ein unerfüllter Traum. Bischof Bell kann uns ein Vorbild sein. Wir sollten weiterträumen vom Frieden, gegen die Logik des Krieges. Und Frieden stiften, wie es Bischof Bell getan hat. Damit der Friede eine Chance hat, den Kriegstreibern damals und heute zum Trotz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26874
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