Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Adventszeit ist Singezeit. Als ich da für ein paar Tage mit meinem Stolperherz in die Klinik musste, nahm ich mir mein Gesangbuch mit. Und weil ich Zeit hatte, studierte ich die alten Adventslieder. Da steht viel drin vom Herzen. Die alte Sprache hat mich nicht gestört. Schon seit vielen Generationen singen sie ! „Komm oh, mein Heiland Jesu Christ. Meins Herzens Tür dir offen ist“. Da bitten sie: „Mein Herz zum Tempel zubereit“. Da wird erzählt vom „Herz das Demut liebet“, vom „Herz, das richtig ist“. Und der große Liederdichter Paul Gerhard, der vor 400 Jahren Geburtstag hatte, der findet sogar: Advent ist eine Sache, die musst du dir ins Herz schreiben lassen: „Das schreib dir in dein Herze“. Und er weiß von dem, der das Herz labt und aufblühen lässt.

Eines der alten Adventslieder, eines der unbekannten, erzählt davon, dass wir allen Grund haben zu singen. Weil es Gott zu Herzen ging, dass wir gefangen sind von Schuld und Ichsucht. Deshalb will er zu uns kommen. Darauf soll sich unser Herz richten.

Vor ein paar Wochen, am Martinstag, der hat ja auch so was Vorweihnachtliches. Da ging ich in Utrecht mit meinen Enkeltöchtern und den Nachbarskindern von Haus zu Haus. Und wir haben Martinslieder gesungen. Überall, wo eine Kerze brannte, durften wir singen, und wir bekamen auch etwas geschenkt. Eine Mandarine, einen Apfel, ein paar Lekkerli. Wie vorsichtig haben die Kinderstimmen anfangs gesungen. Und wie wunderbar war das dann am Schluss. Da waren sie mutig. Sie hatten angefangen zu singen und konnten gar nicht mehr aufhören.

Adventszeit ist Singezeit. Das Lied erreicht Gott sei Dank auch das Ohr der Alten, der Kranken, der Verwirrten und Dementen. Ja sogar sterbende Menschen haben noch ein offenes Ohr für ein Lied: „Komm oh mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.“
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