Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Komm, wir gehen glücklich sein!“ steht auf der Postkarte. Ich stutze. Grammatikalisch geht der Satz gar nicht: „Komm, wir gehen glücklich sein!“ Aber inhaltlich ist er sehr weise! Deshalb muss ich auch schmunzeln über diese Einladung. Und am liebsten würde ich sofort aufbrechen und losgehen zum glücklich sein. In meinem Inneren höre ich aber schon die Einsprüche: Glücklich sein – ist das nicht so ein großes Gefühl? Ein Ereignis, das vom Himmel fällt und mich ganz und gar aus den Angeln hebt? Und ist Glück nicht eigentlich ein Schicksal? Das manchmal kommt, oft aber auch gar nicht? Wie soll ich also zum Glücklichsein „hingehen“? Geht das überhaupt?

Ja. Und wie! Da muss ich nur Kinder beobachten. Man geht mit ihnen raus, und sie quietschen vor Freude über einen Käfer an der Haustür. Oder wenn sie andere Kinder treffen, oder im Schlamm spielen können. Man geht mit ihnen raus und sie sind glücklich. Weil sie sich ganz hingeben an das, was sie jetzt gerade tun. Weil sie – zumindest wenn sie noch klein sind – überhaupt nichts bewerten. Sie erwarten auch nicht irgendwas Großes. Sie sind einfach. Alles, was sie tun und erleben, ist eine Überraschung.

Und das ist das Geheimnis für Glück: Ich BIN einfach. Ich erwarte nichts Großes, sondern tue das, was ich gerade tue. Ich tue es bewusst. Das macht glücklich. Tomaten essen oder Brot einkaufen. Ein Glas Wasser trinken. Eine schwierige Aufgabe lösen. Mit jemandem sprechen. Einen Konflikt lösen. Im Beruf seine Arbeit tun. Unkraut zupfen. Satt werden. Schubladen aufräumen… Glücklichsein kann ich jeden Tag! Zu all diesen Dingen kann ich immer aufbrechen, oder sie ergeben sich von selbst. Auch in schwierigen Zeiten habe ich glückliche Momente erlebt. Entscheidend ist: Bin ich dafür offen? Bin ich darauf eingestellt? Möchte ich zum Glück hingehen? Am schönsten ist es allerdings, wenn mich jemand dazu einlädt und sagt: Komm, wir gehen glücklich sein!

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