SWR2 Wort zum Tag

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"Wer im Leben nichts zu loben hat, führt ein trauriges Dasein." Sagt der Schweizer Schriftsteller Iso Camartin, der gerade ein Buch über die Kunst des Lobens geschrieben hat. In Zeiten, wo die politische Rede vielfach abgenutzt ist, wo die soziale Kommunikation oft feindselig ist, höre man einer Rede, die lobt, gerne zu.

Die Lobrede, so der Autor, ist getragen von Wertschätzung und Begeisterung. Ganz gleich ob es dabei um Menschen gehe, die Geburtstag haben, ein Jubiläum feiern oder einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

Nicht gemeint ist allerdings das künstliche, übertriebene Lob. Die echte Lobrede hat gute Gründe, die sie vorbringt und ans Licht hebt.  

Mir fällt dabei ein, dass das Loben in der Bibel einen außerordentlich hohen Stellenwert einnimmt. „Ich will den Herren loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ Oder: „Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich.“

Gott wird in der Bibel ständig gelobt. Und das hat gute Gründe. Menschen loben Gott, weil sie nichts in ihrem Leben als selbstverständlich hinnehmen. Weil sie aufmerksam sind und dankbar für die kleinen und großen Wunder in ihrem Alltag.

Man könnte darum ebenso gut sagen: „Wer im Leben nichts zu danken hat, führt ein trauriges Dasein.“

Jetzt frage ich mich: wofür und wem habe ich zu danken an diesem Morgen? Ich finde eine ganze Menge: für die Zeitung am Morgen und die Journalisten, die sich bei ihrer Arbeit um gewissenhafte Recherche bemüht haben. Für die Ruhe der Nacht und die Menschen, die für Frieden und Sicherheit in Stadt und Land sorgen. Für das Brot auf dem Tisch und die, die es backen. Für die Briefträgerin, die mir später die Post bringt. Und für die Männer von der Stadtreinigung. Für die Musik und die, die sie machen. Vieles mehr wäre noch zu nennen...

Natürlich - ich kenne auch die Zeiten, in denen mir nicht zum Loben zu Mute ist. Dann hilft es mir, den Blick zu heben auf die, die sichtbar oder unsichtbar zu meinem Leben beitragen. Und darauf zu vertrauen, dass mein ganzes Dasein mit allen Höhen und Tiefen umschlossen ist von dem großen Geheimnis, zu dem ich Gott sage.

Ich finde, zu loben gibt es doch immer wieder reichlich! Gegenüber Gott und den Menschen. Das hin und wieder auch zum Ausdruck zu bringen, kann Wunder bewirken. Und aus einem traurigen Dasein ein fröhliches machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26863
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