SWR3 Gedanken

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„Für viele ist es eine exotische Erfahrung, dass man ihnen absichtsfrei zuhört.“ Das hat ein Künstler gesagt, der in Zürich ein ganz besonderes Projekt ins Leben gerufen hat: Ein „Fundbüro für Immaterielles“. Ende letzten Jahres hat er ein ausrangiertes Tickethäuschen in Zürich umfunktioniert, zu einem Fundbüro, in dem Menschen davon erzählen konnten, wie sie etwas verloren oder gefunden hatten. Aber wie gesagt keine materiellen Dinge, sondern so etwas wie Zeit.

Einer jungen Frau zum Beispiel, ist, seit sie ein Kind hat und arbeiten muss, komplett die Zeit verloren gegangen. Zeit Für sich selbst oder für Freundinnen. Oder ein siebenjähriges Mädchen erzählt stolz davon, dass sie ihre Angst vor dem dunklen Keller verloren hat. Und ein sechzigjähriger Mann beschreibt wie er seine Selbstachtung verloren und wiedergefunden hat. Dadurch, dass er die Achtung vor seiner Chefin verloren hat, die ihn so geplagt hatte, dass er gekündigt hat.

Das Büro für immaterielle Fundsachen hat zwei Dinge gezeigt: Zum einen, wie heilsam es ist reden zu können. Über Ängste, Verluste und Hoffnungen. Zum anderen, welch wohltuende Erfahrung es ist, wenn Menschen einfach nur zuhören, ohne etwas zu wollen oder zu erwarten. Das gibt es Gott sei Dank nicht nur in einmaligen Kunstprojekten in Zürich, sondern auch in vielen Beratungsstellen oder bei Therapeuten. Aber gut, dass ein Kunstprojekt mal wieder darauf hingewiesen hat: Wie gut es ist wenn man frei reden kann. Und jemand wirklich zuhört…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26794
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