SWR3 Gedanken

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„Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“ Hört sich gut an dieser Spruch des Theologen Jean Paul. Aber stimmt er denn auch? Sind unsere größten Erlebnisse wirklich nur die stillen? Von „unseren“ Erlebnissen kann ich nicht reden, aber ich kann ja mal ein paar von meinen darauf hin bedenken.

Also fange ich am besten gleich von ganz vorn an. Bei den Geburten meiner Kinder. Die waren beides, laut und leise. Ich erinnere das schnelle und laute metallische Klopfen der Herztöne aus dem Kontrollmonitor, das schwere Atmen meiner Frau in den Wehen und den ersten Schrei des Neugeborenen in dieser Welt.

Ich erinnere aber auch die wunderbare Stille, als diese neugeborenen Menschenkinder in meinen Armen lagen. Eigenartig ähnlich die Stille mit den Menschen, bei deren Sterben ich dabei war. Zeitlos, ja irgendwie sogar schön. Und friedlich, vor allem, wenn das Sterben schwer war und nicht gerade leise. Wie auch die Liebe, zuerst völlig still und leise, beim Verlieben wenn dieser Blitz so schön lautlos einschlägt. Und dann später kann sie auch ganz schön laut sein, die Liebe, beim Lieben... Also auch hier sind die größten Erlebnisse laut und leise.

Meiner Erfahrung nach sind die größten Erlebnisse also nicht nur die Stillen. Ich denke, sie haben wie so vieles Großes beides in sich.Sie verbinden die Gegensätze, gleichen sie aus oder verstärken sich gegenseitig. Wie Tag und Nacht, Mann und Frau, Leben und Tod, Gott und die Welt…

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