SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wie freue ich mich auf die kleine Stille am Samstagmorgen: Weniger Autos, weniger LKW – kein Gehupe – kein Gelärme - weniger Geschäftigkeit. Erst recht am Sonntag: Die Ohren ruhen aus – auch die Seele kann zur Ruhe kommen, durchschnaufen. Stille - wie oft sehne ich mich danach.

Das geht übrigens etlichen Jugendlichen nicht anders. Wenn wir das im Unterricht miteinander geübt haben – für eine Zeit Sitzen und Schweigen - suchen sie diese Erfahrung nicht nur einmal. Einfach Stille spüren.

Wie gut das tut! Im Zentrum von Berlin – direkt am Brandenburger Tor – wo die Stadt so pulsiert - hat eine Initiative einen „Raum der Stille“ eingerichtet.  Offen für alle. Gratis. Wie habe ich die Zeit in diesem Raum genossen, als es mehr als turbulent zuging in meinem Kopf, in meinem Herzen. Ich war vollkommen überkommuniziert. Und dann  dieser Raum: Eine Wohltat. Und noch mehr als das: wie eine Erlösung.

Merkwürdig: Diese elementare und so wohltuende Erfahrung kommt in der Bibel relativ selten vor. Verglichen jedenfalls mit anderen Religionen. Und wenn schon – dann in besonderer Hinsicht. Einmal heißt es auffordernd: „Sei stille zu Gott.“ (Ps 37,7).

Dabei ist nicht an einen ganz geräuschfreien Raum gedacht - abgeriegelt gegen jeden Ton von außen. Diese Stille zu Gott ist keine absolute Stille. Es ist mehr ein Mundhalten und Abschalten. Und dabei frei werden von den vielen Stimmen, die mich umgeben und mir alles Mögliche einreden – was ich zu tun und zu lassen und zu erleben habe. Wenn es  um einen herum rast und tobt  - von Aufregung zu Aufregung, dann, heißt es im Psalmgebet, „Allein zu Gott sei still, meine Seele“.  (Ps 62,6)

Will sagen:  Geh nicht unter im Wirrwarr der Ablenkungen, die dich umgeben und dich runterziehen. Lass los, was bedrängt und belastet, was aufregt und im Weg steht. Orientiere dich auf ein Zentrum hin – auf eine Mitte – auf Gott hin.

Zu Gott gewandt: Was ist mein Weg, was ist Gottes Wegweisung für mich - heute? Selbst wenn das offen und unklar bleibt: Die neugewonnene Ruhe verändert mich. Eine Frau hat das nach einer Meditation in unserer Kirche einmal so gesagt: „Irgendwie gehe ich anders weiter, über die Straße – zur Arbeit. Sensibler, aufnahmebereiter, wie neu in den Tag.“

Ich bin nicht sehr meditationserfahren. Für mich reichen manchmal ein paar Minuten Stille – da oder dort  um das zu erleben: „Meine Seele ist still und ruhig geworden“ (Psalm131,2) und wird so offen für Neues.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26778
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