SWR3 Gedanken

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Das Leben spüren, das wollte ich und so bin ich los: eine Woche Abenteuerurlaub im Herzen Afrikas auf dem Kilimanjaro. Im warmen Regenwald sind wir gestartet. Je höher wir kamen, desto mehr verschwand der schöne Wald, dann die Büsche, schließlich gab es nur noch Steine. Der Weg war schön, manchmal anstrengend. Die Camps auf dem Kilimanjaro waren sehr rustikal: Zelte natürlich, die Toiletten Stehklos – Wasser war rar und im Prinzip aufs Trinken beschränkt.

Es wäre einfach nur eine interessante Wanderwoche geblieben, wäre nicht der Gipfeltag gewesen. Um Mitternacht ging es los. Ich hätte nie geglaubt, was das bedeutet. Mir ist nicht klar gewesen, dass man Höhe derart spüren kann: stechende Kopfschmerzen, Übelkeit. An diesem Tag sind wir bis auf 5700 Meter hochgestiegen. Sieben Stunden bergauf. Es war dunkel und kalt. Als wir nach zwei Stunden die erste Pause gemacht haben, dachte ich: das schaffe ich nie und nimmer, nichts zu machen, ich kehre um. Nach fünf Stunden saß ich da wie ein Häuflein Elend. Da ist einer der Wanderführer zu mir gekommen und hat mir die Nase geputzt. Eine kleine Geste. Ohne Worte. Aber ich habe gespürt: da kümmert sich jemand um mich, sieht mich und sieht, was ich brauche – und das hat verdammt gutgetan. Als wir dann oben ankamen, ging die Sonne auf und ich hatte Tränen in den Augen. Tränen der Erschöpfung und der Erleichterung. Tränen des „ich-hab’s-geschafft“, aber auch Tränen, weil es so unglaublich schön war: der Sonnenaufgang. Einfach unglaublich.

Und da habe ich an das Lied denken müssen: Morning has broken like the first morning.
Die Sonne ging nur für uns auf. Und es fühlte sich an wie der allererste Morgen überhaupt. Gottes gute Schöpfung. Und da habe ich es gespürt, das Leben. Und konnte nur dankbar staunen.

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