SWR2 Wort zum Tag

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Eine gute Nachricht für alle, die nicht ganz perfekt sind, die sich ab und zu mal einen Fehler leisten: Viele große Erfindungen sind nur mit Hilfe von Fehlern gemacht worden. Zum Beispiel das Penicillin: Alexander Fleming hätte es nie erfunden, wenn er immer alles tiptop aufgeräumt hätte. Er hatte aus Versehen eine Petrischale mit gefährlichen Keimen stehen lassen, bevor er in den Urlaub ist. Und als er wiederkam, war der Keim durch Pilzsporen vernichtet worden, die bis dahin noch unentdeckt waren: Penicillin.

Fehler können helfen. Wahrscheinlich ein Zufall, dass die beiden Wörter „Fehler“ und „Helfer“ aus exakt den gleichen Buchstaben gebildet werden. Sie sind also nicht nur seelenverwandt, sondern auch buchstabenverwandt.

Fehler können auf ganz unterschiedliche Art und Weise helfen: Sie verhelfen beispielsweise zu Erfindungen, so wie beim Penicillin. Aber manchmal helfen sie auch dabei, dass etwas ins Rollen kommt. Ich habe mal eine motzige Mail aus Versehen an denjenigen gesendet, über den ich mich beklagt habe. Er war zwar schockiert, aber es hat etwas verändert. Wir haben uns wegen dieser falsch verschickten Mail an einen Tisch gesetzt und nachgedacht, wie wir besser miteinander umgehen können.

Fehler sind nur selten ein Grund, um Hurra zu brüllen. Und wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann sollte ich zu ihm stehen und auch versuchen, ihn wieder gut zu machen. Aber wenn ich einen Fehler begehe, dann kann das eben auch eine Chance sein.

Das finden auch die Navajo-Indianer. Sie sind bekannt für ihre schönen Töpferwaren und Teppiche. Eines haben all ihre Kunstgegenstände gemeinsam: sie weisen einen kleinen Fehler auf. Einen Webfehler, ein unregelmäßiges Muster oder eine Farbe, die nicht passt. Das Interessante daran ist: Die Navajos sind nicht etwa besonders schusselig, sondern sie bauen diese Fehler extra ein. Sie sagen: Wenn etwas zu perfekt ist, dann ist kein Platz mehr für den Geist. Auch die Natur ist nie ganz perfekt, dann sollen es auch nicht die von Hand gemachten Dinge sein.

Wenn etwas zu perfekt ist, dann wird es langweilig, routiniert, dann ist kein Platz für neue Ideen, oder für Veränderung. Geist braucht undichte Stellen – oder eben Fehler. Fehler sind also nicht nur menschlich, sondern irgendwie auch göttlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26728
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