SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Lernen macht Menschen glücklich. Und am glücklichsten macht es Menschen, wenn sie aus eigenen Fehlern lernen.“ Hab ich vor kurzem von einem Hirnforscher gehört.
Und er hat angeregt, Lehrer sollten versuchen, anders mit Fehlern umzugehen als landläufig üblich. Schülern mehr zeigen, dass sie aus Fehlern lernen können. Fehler sind ein Potential für die Zukunft!
Stattdessen sind Fehler oft ein Mittel, Schülerversagen zu zementieren. Wie viele Schüler
haben so ein Negativbild schon als Hypothek durch das ganze Leben geschleppt. Wie anders könnte diese Perspektive wirken: „Fehler sind Lernanreize und ein Glück, wenn man aus ihnen lernt.“
So eine Perspektive ist im besten Sinn adventlich. Weil sie in die Zukunft schaut. Mit Hoffnung. Mit neuer Erwartung. Sie könnte dem Gottesbild Jesu abgeschaut sein. Wie er es in dieser Geschichte zeigt: Jesus erzählt von einem Feigenbaum:
«Ein Mann pflanzte in seinen Weinberg einen Feigenbaum. Jahr für Jahr sah er nach, ob der Baum Früchte trug. Vergeblich. Endlich rief er seinen Gärtner: 'Schon drei Jahre habe ich gewartet, aber noch nie hing an dem Baum auch nur eine einzige Feige. Hau ihn um. Er nimmt nur Platz weg.“ „Laß ihn noch ein Jahr stehen!' bat ihn der Gärtner. 'Ich will diesen Baum gut düngen und sorgfältig pflegen. ..Wenn er dann immer noch keine Früchte trägt, gut, dann werde ich ihn umhauen.“
Ist das nicht eine wunderbare Pädagogik für die Jesus da wirbt. Voller Herzlichkeit und Geduld. Jesus wirbt dafür und er steht selbst dafür. Ich glaube, er hat sich selbst auch als Gärtner gesehen.
Darum wirbt er nicht nur theoretisch für sein pädagogisches Konzept – er wird selbst aktiv.
Will erneut pflegen und düngen. Gut und sorgfältig. Er bittet damit nicht nur für seinen fehlerhaften Schützling um Aufschub, sondern auch für sich. Gemeinsam den Zeitgewinn nutzen. Es noch einmal anders probieren. Mit Schülern neue Lernschritte probieren.
Jesus wirbt mit seinem Gleichnis vom Feigenbaum dafür, auf Zukunft zu setzen.
Die Erwartung, dass sich doch noch Gutes entwickeln kann, gilt ihm mehr als die negative Vergangenheit. Nur nicht zu früh den Stab brechen. Nicht über den Feigenbaum, schon gar
nicht über Menschen. Aus Fehlern lernen kann ein Mensch nur, wenn andere da sind, die ihm Zeit gönnen und Zutrauen. Sich engagieren mit Phantasie, Wissen und Liebe.
Es macht Menschen glücklich, wenn Fehler und Schwächen überwunden werden. Den, der daraus gelernt hat und die andere, die dazu geholfen hat.
Feigenbaum und Gärtner, Lehrer und Schüler. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2672
weiterlesen...