SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Während ich versuche, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, dröhnt von links gerade das Knattern eines Benzinrasenmähers durchs Fenster. Weiter hinten röhrt eine Motorsäge. Spätestens jetzt ist endgültig klar: Es ist Sommer. Obwohl mich solche Krachmacher sonst ziemlich nerven, in dieser Jahreszeit ertrage ich sie deutlich leichter. Weil sie einfach zum Sound des Sommers dazugehören, so wie das Vogelgezwitscher beim Sonnenaufgang. Auch wenn mir das natürlich deutlich lieber ist.

Denn ich liebe einfach diese Zeit. Für mich bringt sie immer ein wenig Verheißung mit. Auf lange Abende hinter dem Haus. Wenn ich nichts mehr arbeiten und an nichts mehr denken muss. Auf ein Glas Weißwein auf dem Gartentisch und eine halbe Stunde Auszeit für die Seele. Wenn ich einfach nur das satte Grün rundum genießen und den Vögeln lauschen kann, die den warmen Abend besingen. Wir Kirchenleute reden ja manchmal von der Fülle des Lebens und haben dabei oft eher Bibeltexte und theologische Betrachtungen im Sinn. Aber jetzt ist die Fülle ja wirklich da, mit Händen zu greifen und ein Fest für die Augen. Und das Beste: Sie ist direkt hinter meinem Haus und ich darf sie einfach in vollen Zügen genießen. Denn eines ist bei aller Begeisterung auch klar. Ich weiß, wie schnell diese paar Wochen vorbei sein werden. Wie bald es schon am späten Nachmittag wieder dunkel sein wird und das Leben hinter dem Haus für lange, dunkle Monate auf Sparflamme herunterfährt. Darum kommt mir manchmal ein Dankeschön an Schöpfer in den Sinn, wenn ich in diesen Tagen abends hinter dem Haus sitze. Ich bin mir sicher, dass er nicht nur die bunte Fülle in meinem Garten so gewollt hat, sondern auch, dass ich mich daran freuen soll.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26711
weiterlesen...