SWR3 Gedanken

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Sie waren wohl zwei ziemlich gegensätzliche Typen. Petrus: Ein mitunter etwas großspuriger Sprücheklopfer. Er hat sich öfter mal vergaloppiert und musste dann zurückrudern und klein beigeben. Und Paulus: Ein eifernder Christenhasser, der nach einer spektakulären Bekehrung dann mit großem Elan für das junge Christentum wirbt. Gebildet, mit großer Überzeugungskraft und fast unerschöpflicher Energie. Die beiden sind mächtig aneinandergeraten über die Frage, ob man eigentlich erst mal Jude werde muss, bevor man Christ werden kann. Ihr erbitterter Streit hätte die junge Kirche damals fast zerrissen. Doch auch wenn Paulus sich mit seiner Ansicht weitgehend durchsetzen konnte, sie haben sich dennoch zusammengerauft. Haben schon damals das geschafft, was heute, so scheint mir manchmal, zunehmend abwegig erscheint: Eine gütliche Einigung, bei der nicht nur beide das Gesicht waren konnten. Mehr noch. Beide konnten sich danach auf das konzentrieren, was ihnen am besten lag. Jeder der zwei konnte so seine jeweiligen Stärken einbringen und ein optimales Ergebnis herausholen. Für die junge Kirche waren diese beiden so unterschiedlichen Typen jedenfalls ein Segen. Heute ist ihr gemeinsamer Gedenktag. Für mich ist er auch eine Mahnung, bei allem erforderlichen Streit die gemeinsame Lösung nie aus dem Blick zu verlieren. Ein Entweder-Oder führt nicht selten ins Aus. Das Sowohl-Als-auch ist es, das meistens weiterbringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26710
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