SWR3 Gedanken

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Vor 80 Jahren hat er in den USA das Licht der Welt erblickt: Supermann. Eine der erfolgreichsten Comic-Figuren der Geschichte. Ein smarter Typ mit Superkräften, gegen die keine Macht der Welt ankommt. Auch wenn er seitdem ein paar Wandlungen durchgemacht hat. Seit 80 Jahren kämpft der toughe Comicheld für die Gerechtigkeit und das Gute in der Welt.

Einen wirklichen Supermann gibt es zwar nicht. Supermächte hingegen schon. Staaten mit Superkräften, wirtschaftlich und militärisch. Ihre Mächtigen zwingen anderen Ländern ihren Willen auf, schlicht und einfach, weil sie es können und sie niemand daran hindern kann. Irgendwie, so scheint mir, läuft da gerade etwas mächtig schief. Es gilt das Recht des Stärkeren. Was dabei meistens auf der Strecke bleibt ist die Gerechtigkeit. Die Interessen der Kleineren und eben auch das Gute in der Welt.

Eigentlich ein Fall für den Supermann. Doch selbst wenn es ihn gäbe, ich hätte auch damit mein Problem. Denn letztlich lebt auch diese Figur ja vom Recht des Stärkeren. Von der Sehnsucht nach dem unbesiegbar starken Mann, der seine Macht aber bitteschön nur für das Gute, Wahre und Schöne einsetzen soll. Es geht letztendlich also um Moral.

Vor nahezu 30 Jahren hat der Schweizer Theologe Hans Küng das Projekt Weltethos ins Leben gerufen. Die Idee von einem gemeinsamen moralischen Kompass, der alle Nationen und Religionen miteinander verbindet. Möglichst alle sollen sich darin wiederfinden können und gemeinsam darauf achten, dass sich alle daran halten. Hans Küng ist inzwischen 90 Jahre alt und ein gemeinsames Weltethos lässt noch immer auf sich warten. Vielleicht bekommen wir es irgendwann ja doch noch hin. Dann könnte Supermann in Rente gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26709
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