SWR3 Gedanken

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Inzwischen stapeln sie sich wieder in meinem Kleiderschrank: Klamotten, die mir nicht mehr passen. Aber auch solche, die ich einfach nicht mehr tragen mag. Zum Wegschmeißen allerdings ist das meiste noch viel zu gut. Also ab in den Sack und weg damit in den nächsten Altkleidercontainer? Aus den Augen, aus dem Sinn? Ich zögere da immer ein wenig, möchte wissen, was damit geschieht. Da steht zwar Rotes Kreuz drauf, Caritas oder Diakonie. Doch in Wahrheit geht ein großer Teil dessen, was da hineingeworfen wird, an professionelle Verwertungsfirmen, die mit alten Kleidungsstücken Geld verdienen. Die Wohlfahrtsorganisationen bekommen dann Geld dafür, dass sie wieder für andere Projekte einsetzen können. Die alten Kleidungsstücke werden zunächst sortiert. Unbrauchbares wandert in den Reißwolf. Die guten Stücke jedoch werden verkauft. Vor vier Jahren, auf einer Reise nach Ostafrika, habe ich einen Teil davon wiedergefunden. Hemden, Hosen oder Sakkos, die die Überflussgesellschaft nicht mehr haben will. Auf afrikanischen Märkten werden sie von kleinen Händlern für wenig Geld angeboten. Für mich ein seltsames Gefühl. Unerwünschte Klamotten aus unseren Altkleidercontainern für die Leute in den armen Ländern. Sicher, das Geschäft gibt vielen Klein- und Zwischenhändlern Arbeit und Einkommen. Eine eigene Textilindustrie in Afrika aber hat es einfach schwer gegen unsere abgelegten Sachen.

Dennoch finde ich es grundsätzlich prima, wenn gut erhaltene Dinge ein zweites oder sogar drittes Leben bekommen. Und wenn ich meinen Altkleidersack am Ende dann doch nicht in den Container werfen will, dann gibt es bei uns ja auch Alternativen. Die Kleiderkammern der Caritas etwa, Sozialkaufhäuser oder Second-Hand-Shops. Denn Menschen, die sich neue Klamotten einfach nicht leisten können, die gibt´s auch bei uns inzwischen mehr als genug.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26707
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