Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Neuerdings wird ja wieder viel über das christliche Abendland gesprochen. Da ist es gut zu wissen, wie das eigentlich angefangen hat mit dem Christentum in Europa. Die Bibel erzählt, dass der wichtigste Missionar, Paulus, gar nicht nach Europa wollte. Er war in Asien und da gab es genug zu tun. Kein Grund also, den Kontinent zu wechseln. Bis eines Nachts Paulus von einem Mann träumte, der zu ihm sagte: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!

Komm herüber. Mit diesem Hilferuf beginnt das christliche Abendland. Am Anfang steht ein Traum von Europa: Wir brauchen Hilfe. Wir schaffen es nicht allein. Du da drüben in Asien: Komm doch mal rüber. Du hast was, du weißt was, das können wir uns nicht selber sagen. Das muss von außen kommen, damit wir nicht immer nur auf unser selber schauen und uns nur um uns drehen. Da schifft Paulus sich ein und macht sich auf den Weg über die Ägäis.

Ich finde, dieser Hilferuf ehrt Europa! Das Eingeständnis, nicht alles zu können und zu wissen und auf Unterstützung angewiesen zu sein. Auch, wenn sie aus Asien kommt. Es steht Europa gut zu Gesicht interkontinentale Nachbarschaftshilfe anzufordern. Und dass die Hilfe nicht in die Metropolen fließen soll, nach Rom oder Paris oder London oder meinetwegen auch zu uns an den Rhein, sondern nach Mazedonien auf dem Balkan.

Zum Glück für uns ist der asiatische Missionar Paulus niemand, der seine Macht missbraucht. Im Gepäck hat er bei seiner Überfahrt die Botschaft von Gottes grenzüberschreitender Liebe.  Und er bringt die Aufforderung mit, dass Menschen füreinander einstehen und füreinander da sein sollen, woher auch immer sie kommen. Keiner ist alles und niemand ist nichts. Komm herüber und hilf uns – damit beginnt ein Austausch über Gottes Botschaft. Da wird ein Kontinent durchlässig, da ist Europa bereit, Neues aufzunehmen.

Für mich kann das gerne so weiter gehen. So hat das christliche Abendland eine Zukunft. So bleibt Europa jung. Viel Erfolg, Paulus, mit deiner Botschaft!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26696
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