SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wenn der Sabbat/Sonntag für den Menschen da ist statt umgekehrt -
wie ist das dann mit Mensch und Arbeit?

Wie albern ist das denn:
Jesus ist mit seinen Leuten unterwegs auf dem Land.
Die haben Hunger und reißen im Vorübergehen ein paar Halme ab,
um die Körner aus den Ähren zu futtern.
Das ist ja nun wirklich harmlos.
Bestenfalls hätte der Bauer sich beschweren können,
der da um seine Ernte gebracht wird.
Was passiert: irgendwelche besonders fromme Leute schwärzen die Jünger an
wg verbotener Sabbat-Arbeit.
Vielleicht wollen sie in Wirklichkeit Jesus als falschen Propheten entlarven!
Stellen ihm also eine Falle.

Davon aber mal abgesehen; mal so getan,
als ginge es da wirklich um verbotene Arbeit am Sabbat.
Ob Jesus die Sonntags-Arbeit seiner Freunde auch heute verteidigen würde –
mit dem gleichen Argument:
dass schließlich der Sabbat / der Sonntag für den Menschen da ist
und sie also ruhig arbeiten dürften?
Da läge er ganz schön daneben.
Gewerkschaften und Kirchen und kirchliche Verbände argumentieren heute
gegen immer mehr Sonntags-Arbeit.
Sie verteidigen den arbeitsfreien Sonntag
gegen die Übergriffe aus Handel und Gewerbe;
„Der Sonntag ist für den Menschen da.“, sagen sie.
Für die Familie, für Freundschaften und Beziehungs-Arbeit,
für geistige Erholung und geistliche Besinnung und Erneuerung.
Die Menschen brauchen diesen einen Tag in der Woche,
an dem die ganze Gesellschaft gemeinsam anhält und mal Ruhe gibt…
Statt für Arbeit und Profit-Maximierung ist der Sonntag für den Menschen da.

Gleiches Argument – aber angewendet irgendwie in die Gegenrichtung.
Und doch liegt der moderne Streit um den freien Sonntag
und gegen „verkaufsoffen“ und „Genuss-Shopping“
ganz auf der Linie des Propheten aus Nazaret.
Jesus ist gegen eine viel zu enge Sicht auf religiöse Gebote
und die allzu wortwörtliche Beachtung der Vorschriften.
Weil nämlich dieser Fundamentalismus die Freiheit des Menschen beschneidet.

Und da ist die „Allianz für den freien Sonntag“ ganz nah bei Jesus:
Am verkaufsoffenen Sonntag verlieren Verkäuferinnen und Verkäufer
ihre gemeinsame Freizeit und Freiheit in der Familie,
in der Nachbarschaft, im Freundeskreis
Sie verlieren damit ein Stück ihres Mensch- und Mitmensch-Seins.
Und schließlich ist die Arbeit für den Menschen da –
und nicht der Mensch für die Arbeit.

Gutes tun und für andere Menschen arbeiten:
das muss natürlich auch am Feiertag sein.
Jesus heilt ja sogar verbotenerweise am Sabbat Kranke und andere
und unterstreicht eigentlich nur,
was zur Verteidigung des freien Sonntags zu sagen ist.
Denn der Sonntag ist eben für den Menschen da.
Auch für Sie und für mich, morgen.
altfried rempe, Trier, katholische Kirche, wünscht ein schönes Wochenende
und dann einen guten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26680
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