SWR2 Wort zum Tag

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Werft Euer Vertrauen nicht weg und lasst die Hoffnung nicht fahren. Vertrauen und Hoffnung braucht es, wenn einem das Leben Angst macht.

Im Neuen Testament der Bibel begegnet diese Erfahrung oft.
Man kann die Ängste förmlich riechen, die den ersten Christen immer wieder zugesetzt haben. Und Jesus, Paulus und viele andere rufen dann immer diese zwei Kräfte auf. Sie wissen: Es gibt viele Gründe zur Angst. Wegreden, verdrängen hilft nicht. Man muss Kräfte dagegen haben, damit sie einen nicht beugen kann. Deshalb: „Werft Euer Vertrauen nicht weg, und lasst Eure Hoffnung nicht fahren.“

Wie akut diese Erfahrung ist, habe ich letzte Woche gespürt in einem Theatergottesdienst. Schauspielerinnen und Sängerinnen haben zentrale Songs aus der Oper „Silbersee“ von Kurt Weill und Georg Kaiser gesungen. Vor dem Altar, mit der Orgel, quasi im Angesicht Gottes.

Ich hatte die Oper vorher nicht gekannt. Kein Wunder. Sie wurde uraufgeführt 1933, kurz bevor Hitler die Demokratie zerstört hat. Hoch-Zeit der Angst für viele Menschen. Auch für Kurt Weill, er war Jude. Und für Georg Kaiser, den Textdichter der Oper Silbersee. Demokrat, politisch linksliberal. Sie wussten, wenn Nazis die Macht übernehmen, dann ist die Freiheit am Ende. So kam es. Nach der Uraufführung ist die Oper verboten worden.

Und trotzdem: Die Oper ist positiv, macht Hoffnung ganz stark. Im Finale, als Höhepunkt, bringen die beiden Hauptpersonen den Mut auf, bildlich, übers Wasser zu gehen. Ich habe verstanden: Nicht in Ängsten versinken. Weill und Kaiser bewahren die Hoffnung, dass es einmal eine glückliche Zukunft geben wird. Dieses Ziel geben sie nicht auf, trotz der schlimmen Gegenwart 1933. Als Christ mache ich Hoffnung in Gott fest. Dass er uns Menschen und die ganze Schöpfung in gute Zukunft lenkt.

Was in der Oper Silbersee aber auch spürbar ist, ist Angst. Die Hoffnung auf eine ferne Zukunft, hilft allein nicht gegen Angst, die man jetzt hat.

Georg Kaiser und Kurt Weill haben es ausgespart, die Nazis in ihrer Oper direkt zu kritisieren. Vermutlich aus Angst um sich. Ich kann das verstehen.

Gegen Angst braucht man viel Vertrauen, jetzt.

Entweder in andere Menschen, dass sie einem beistehen können.
Oder politisch: Vertrauen in die Demokratie, dass sie Krisen überwindet, indem wir die Menschenrechte über alles stellen.
Oder Vertrauen in Gott: Dass man sich auf seine Nähe verlassen kann und daraus Mut zieht, obwohl Menschen und Lebensumstände Angst machen. Darum: „Lasst die Hoffnung nicht fahren und werft Euer Vertrauen nicht weg“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26669
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