Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Letzter Schultag. Als ich in der Oberstufe war, sind wir an dem Tag einen trinken gegangen. Allein schon deshalb weil wir es durften. Und wir haben uns dann gegenseitig vergewissert, wie doof doch die Lehrer sind und wie schön es ist, wenn wir sie und die ganze Schule jetzt sechs Wochen lang nicht sehen müssen. Und nach den sechs Wochen, am ersten Schultag im neuen Schuljahr? Da sind wir wieder einen trinken gegangen, haben uns wieder darüber verständigt wie doof doch die Lehrer und die Schule sind, waren aber insgeheim auch froh, dass der Schulbetrieb wieder angefangen hatte. Denn es war einfach schön, die Klassenkameraden wieder zusehen, in die bekannten Gesichter zu schauen, dummes Zeug miteinander zureden, Scherze zu machen und natürlich auch gemeinsam über die Lehrer zu lästern. All das, was sechs lange Wochen lang nicht stattfinden konnte. Jetzt endlich war es wieder soweit.

Ich weiß nicht, wie das für die heutigen Schülerinnen und Schüler ist. Durch Handy, Internet, WhatsApp, Skype und Face time und wie die sozialen Kommunikationsmittel alle heißen, können sie leicht sechs lange Wochen lang auch ohne Schule miteinander in Kontakt bleiben. Für uns damals war das schwierig. In der Oberstufe im Gymnasium kamen wir aus vielen unterschiedlichen Orten, einige waren sogar im Internat und kamen von weit her. Gut. Telefon gab es schon, aber Ferngespräche waren teuer.

Diese lange Zeit ohne Kontakt miteinander war nicht einfach für uns, aber sie hat dazugeführt, dass wir den direkten zwischenmenschlichen Kontakt besonders zu schätzen wussten. Und, dass wir nicht nur am letzten sondern auch am ersten Schultag einen trinken gegangen sind.

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