SWR3 Gedanken

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Du bist, was du isst. Diese Redensart wird immer wichtiger, habe ich den Eindruck. Denn für ganz viele Menschen ist es ein interessantes Thema. Vegetarisch oder sogar Vegan ist die Frage, es gibt aber auch Frutarier – die essen nur Früchte – oder Pescarier – die essen kein Fleisch, dafür aber Fisch. Und wenn Promis zum Beispiel Vegetarier sind, dann freuen sich alle Vegetarier, weil sie sagen können: Die gehören zu uns. Essen wird so zu einem Identitätsmerkmal oder Identitätsmarker, wie Wissenschaftler sagen.

Diese Identitätsmarker gibt es natürlich schon immer und häufig waren sie mit Religionen verbunden. So ist es klar, dass Muslime und Juden kein Schweinefleisch essen und Hindus kein Rind. Vegetarier, das muss man sagen, dürften sich in allen Religionen heimisch fühlen.
Dafür lebt es sich für Vegetarier unter Fleischessern manchmal nicht einfach. Und das nicht nur, wenn sie zum Grillfest eingeladen sind.

Nicht selten erlebe ich nervige Kommentare von Fleischessern, die es einfach nicht verstehen können, wie man sich vegetarisch ernähren kann. Und schon ist man mittendrin in einer dogmatischen Diskussion. Über das Für und Wider vegetarischer oder fleischlicher Ernährung. Fast so, als ob das Seelenheil davon abhinge. Und das hat dann wieder was ziemlich Religiöses.

Die Christen haben sich ja übrigens dafür entschieden, dass Essen nicht so wichtig ist. Jeder darf alles essen. Vom Schwein bis zu Meeresfrüchten. Aber dass jeder alles essen muss, davon haben sie nichts gesagt. Kann also eigentlich jeder ganz entspannt mit Vegetariern umgehen. Und vielleicht sogar dafür sorgen, dass es beim nächsten Grillfest auch was wirklich Leckeres und vegetarisches, auf den Grill gibt und nicht nur Kartoffelsalat aus dem Supermarkt. Das wäre nämlich wirkliche und tätige Nächstenliebe!  Was ja übrigens DER Identitätsmarker der Christen sein soll.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26656
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