SWR3 Gedanken

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Es macht Ping und du greifst zu Deinem Handy. Eine neue Nachricht ist angekommen und auf dieser steht: "Vergiss nicht, dass Du sterben wirst" Und das fünfmal am Tag. Klingt gruselig, kann man sich aber aufs Handy laden.

Die App „We croak“ macht genau das. Sie erinnert den Handybesitzer fünf Mal am Tag daran, dass er sterben wird und liefert noch ein passendes Zitat von einem klugen Menschen dazu. "WeCroak" ist dabei ein Wortspiel und heißt so viel wie: "Wir quaken" aber auch "wir krepieren"  Die Macher der App sagen, ihre Inspiration sei eine Weisheit aus Bhutan gewesen. In der heißt es: "ein glücklicher Mensch soll fünfmal am Tag über den Tod nachdenken." Also kommen die Nachrichten fünfmal am Tag zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Nicht vorhersagbar, wie der Tod.

Was in Bhutan eine Weisheit ist, das hat in Europa Geschichte. Über den Tod nachzudenken war auch im christlichen Europa einmal schwer in Mode. Vor allem im Mittelalter galt es als geistliche Übung, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Man nannte das dann auf Latein "Memento Mori" also: "Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst." Gleichwohl hatte die Europäische Variante einen anderen Schwerpunkt. Damals stand nicht das irdische Glück im Vordergrund, sondern das Seelenheil. Nach dem Tod wollte man es eben auch gut haben.

In einem alten Gebet in der Bibel heißt es "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."

Manch Nutzer der App erzählt, er sei durch die Nutzung der App immerhin so klug geworden, dass er seine Zeit bis zum Tod für die schönen Dinge des Lebens nutzt und nicht gleich bei jedem Ping das Handy zückt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26650
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