Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mit jedem wissenschaftlichen Fortschritt scheint Gott ein wenig ferner zu werden. Forscher schieben die Grenzen des Alls immer weiter hinaus, das Universum wird unendlich und Gott verliert sich dahinter irgendwie in unbestimmter Ferne.

 

Ich kann das auch religiös ausdrücken: Wenn schon die Wirklichkeit so grenzenlos und unbegreifbar ist, wie groß und unvorstellbar muss dann erst der Schöpfer dieses Universums sein. Auch diese Perspektive rückt Gott in eine weite Ferne. Auch für mich ist schwer vorstellbar, dass dieser gewaltige Schöpfergott Interesse an meinem einzelnen Leben hat, dass ich mich im Gebet an ihn wenden kann - und tatsächlich gehört werde.

Zugleich kommt mir der selbe Gott in der Bibel als Mensch zum Anfassen nahe: In Jesus ist er einer von uns, teilt unsere Nöte und Leiden und ist mir so nah wie ein Bruder.

Hier der allmächtige, ferne Schöpfergott, dort der Mensch gewordene Gott zum Anfassen, mit seiner zärtlichen Nähe zu den Menschen – das passt nicht zusammen. Aber es gehört zusammen. Beides zusammen hilft erst weiter: Wenn mir Gott als der Übermächtige erscheint, der unendlich weit weg ist, weitab von meinen Erfahrungen und Problemen, dann korrigiert Jesus von Nazareth dieses Bild. Er lebt Gottes Nähe zu den Menschen, zu jedem Einzelnen und gerade auch zu den Armen, Kranken und Ausgestoßenen.

Andererseits kann eine zu große Nähe Gott auch klein machen. In Jesus wird er dann zum freundlichen Kumpel, der meine Nöte versteht, aber mich weder herausfordert noch aus den Nöten befreit. Doch für die entscheidenden Lebensfragen, Krankheit und Not, Glück und Freude suche ich einen Gott, die wirklich etwas bewirken kann. Einen Gott nicht nur in den Grenzen meiner Vorstellung. Sondern dem ich mehr zutrauen kann als mir selbst. Da hilft die Erinnerung an den gewaltigen Schöpfergott, der die ganze Wirklichkeit schuf und gewiss auch mich in Händen hält und Wirklichkeit verändern kann.

Gott ist so groß, dass ich ihm alles zutrauen kann. Und Gott ist in Jesus so nahe, dass ich ihm alles anvertrauen kann. Deshalb kann ich zu ihm beten, kann ihm meinen Dank und meine Sorge, mein Glück und Leid anvertrauen und mit ihm etwas verändern. Mein Gebet wird gehört, es verhallt nicht im All.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26646
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