SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Auf einmal redet alle Welt von Datenschutz.
Gefühlte –zig eMails fragen nach,
ob du bitte weiterhin informiert werden willst.
Dann bitte bestätigen…
Und fast genau so oft wird gelogen.
Wer liest schon die vielen Seiten Datenschutzerklärung?
Das sind ja bestenfalls langweilige Texte,
oft aber immer noch juristisch so verschraubt, dass es einfach abstößt.
Also schnell das „Einverstanden“-Kästchen gesucht,
draufgeklickt, „absenden“ gedrückt – und schon wieder gelogen.

„Einverstanden“ klicken hieß nämlich eigentlich
„gelesen und verstanden und einverstanden“ –
und dabei war ich doch abgeturned und genervt
und wollte einfach schnell weiterkommen…
Genau damit hat natürlich der Absender gerechnet;
er nimmt in Kauf, dass er die User zur Lüge geradezu einlädt.
Schließlich geht es ihm ums Geschäft – Moral überlässt er den anderen.

Moral – so gesehen hat sehr oft die Unwahrheit gesagt oder geklickt,
wer online unterwegs war – und das wird auch noch länger so weitergehen.
Moralisch schlage ich aber vor, das alles mal ruhig tiefer zu hängen.
Lüge – das ist eigentlich ein bisschen mehr als schnell klicken
und vorwärtskommen.
Wer die Unwahrheit sagt und damit einem anderen Menschen schadet,
die oder der lügt.
Und schlimmstenfalls beschädige ich ja nur mich selbst,
wenn ich da im Internet die Unwahrheit sage
und der Anbieter irgendwelche Tricks und Fallstricke versteckt hat
in seinen öden Datenschutzerklärungsseiten.
Schon kommt das teure Zeitschriften-Abo;
umständlich, da wieder raus zu kommen.
Reingefallen – selbst schuld – oder vielmehr:
Die Schuld wäre sozusagen geteilt.
So zu tricksen ist denen ja eigentlich ausdrücklich verboten.

Es ist eine Zwickmühle, trotz der Europäischen Datenschutzgrundverordnung,
die seit Mai überall gilt. Schon das Wort ist ja ein Ungetüm.
Die Leute werden sich einfach mehr anstrengen müssen,
ein wenig genauer hingucken
und vielleicht die eine oder andere Internetseite links liegen lassen
oder auf zwei drei eMail-Newsletters verzichten.

Vor allem aber – und da erinnert die neue Gesetzeslage einfach nur,
was eigentlich schon immer gilt:
Aktiv sich selbst und andere Menschen schützen;
vorsichtig sein, wenn du Bilder von Kindern und Familie und Party
ins Internet stellst – und nur, wenn die anderen einverstanden sind.
Nur wahre Geschichten erzählen von dir und von anderen, natürlich:
es wäre einfach nur höflich und rücksichtsvoll.
Ich würde es Nächstenliebe nennen;
und davon braucht die Welt mehr – weltweit und in der Nachbarschaft,
online und offline.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26611
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