SWR3 Gedanken

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Weihnachten ist wirklich hart im Nehmen. Überlegen Sie doch mal. Seit zweitausend Jahren gibt es dieses Fest. Und noch immer ist ihm der Atem nicht ausgegangen. Obwohl es unter den Belastungen nahezu in die Knie geht: Kitsch und Kommerz, Gehetze und Gekeife, geschmacklose Krawatten und Raumspray mit Zimtduft. Trotz aller Entgleisungen und Übertreibungen und Entfremdungen ist und bleibt Weihnachten unerschütterlich.

Denn selbst die größten Verächter des jährlichen Festtagsrummels kommen um Weihnachten nicht herum. Versuchen Sie es doch einmal. Versuchen Sie einmal, an Weihnachten nichts zu machen. Dann machen Sie auch nur deshalb nichts, weil eben Weihnachten ist. Und respektieren auf diese Weise den jährlichen Ausnahmezustand. Wie gesagt: Weihnachten ist und bleibt ein Fest, dem man sich wirklich schwer entziehen kann.

Also lasse ich es einfach. Zumal ich noch immer an Weihnachten glaube. Nicht an die Kitschvariante, nicht an den Geschenkehype, nicht an trügerische Idyllen unterm Weihnachtsbaum. Ich glaube an das Weihnachten, das vor 2000 Jahren begonnen hat. Unter Palmen, in einem Stall, in einer Futterkrippe. Gott wurde Mensch in einem Kind. Und die Engel verkündigten große Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Diese Freude ist der Ursprung von Weihnachten. Deshalb feiern wir, deshalb schenken wir. Und wenn es gut läuft, freuen wir uns sogar deshalb. Und verschmerzen die Entgleisungen und Übertreibungen und Entfremdungen. Weil sie es partout nicht schaffen, die frohe Botschaft wirklich zuzukleistern und Weihnachten den Atem zu nehmen. Den Atem der Liebe und der Freiheit und der Gerechtigkeit.

Diese Wörter gehören für mich zu Weihnachten. Und das läßt mich alles andere aushalten. Denn in all dem „Süßer die Kassen nie klingeln“ höre ich noch immer den reinen Ton der Engel: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. Und solange dieser reine Ton auf Erden erklingt, wird es Weihnachten. Und diesem Weihnachten will ich mich nicht entziehen. Das will ich auf alle Fälle feiern. Alle Jahre wieder.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2661
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