Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt Gespräche, bei denen gewinne ich den Eindruck, dass mir die Person gegenüber gar nicht zuhört. Vielleicht ist sie mit ihren Gedanken völlig woanders, vielleicht will sie einfach nur von sich erzählen. Auf jeden Fall bleibt bei mir so etwas wie Ärger oder Frust zurück. Wenn dies bei Gesprächen mit ein und derselben Person immer mal wieder vorkommt, dann spreche ich dies natürlich an. Ich hoffe, wert-schätzend und nicht verletzend.

Auch der bekannte Schriftsteller Mark Twain hatte vor vielen Jahren die Erfahrung gemacht, dass Menschen viel zu oft einander nicht richtig zuhören können oder wollen! Von ihm kenne ich folgende Geschichte: Zu einer großen Gesellschaft ist er einmal bewusst zu spät gekommen. Als Letzter. Er ging sofort zur Gastgeberin und bat um Entschuldigung: „Ich konnte nicht früher kommen, ich musste zuerst noch jemanden umbringen, und das hat eine Weile gedauert.“ Die Gastgeberin klopfte ihm auf die Schulter, lächelte und sagte: „Aber ich bitte Sie, das macht doch nichts. Wir freuen uns, dass Sie trotzdem kommen konnten!“

Hören und doch nicht Zu-Hören. Das erlebe ich immer mal wieder. Ich gebe zu, nicht nur bei anderen, auch bei mir. Auch ich selbst muss und kann es immer wieder lernen: Das Zuhören! Das jedoch ist nicht in erster Linie eine Frage des Hören-Könnens. Es ist zuallererst eine Frage des Zuhören-Wollens.

Wenn das gelingt, dann hören wir einander nicht nur. Wir verstehen uns auch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26597
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