SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Türe auf – Herz rauslassen – Freude suchen und finden. An das muss ich immer denken, wenn ich irgendwo das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit …“ höre. Ich liebe dieses Lied von Paul Gerhardt. Nicht nur, weil es so fröhlich klingt und damit auch fröhlich macht. Nein, weil es mir auch ganz praktisch hilft, dankbar durchs Leben zu gehen.

Paul Gerhardt hat im 17. Jahrhundert gelebt. Und er hat in seinem Leben viele schlimme Sachen gesehen. Er hat den 30jährigen Krieg erlebt, vier Kinder und seine Frau verloren und konnte trotzdem noch solche Lieder und Gedichte schreiben.

Vielleicht, weil er wusste und geglaubt hat, dass wirklich alles in seinem Leben mit Gott zu tun hat. In allem, was ihm begegnet ist, ist ihm auf die eine oder andere Weise auch Gott begegnet. Deshalb kommt er bei einem normalen Spaziergang ins Schwärmen. Er sieht die schönen Blumen und Bäume, die Tiere, die ersten Früchte und er weiß: Hinter all diesen schönen Sachen steckt Gott. Dafür ist er dankbar. Paul Gerhardt hat aber anscheinend auch gemerkt: Gott begegnet mir auch in allen Sachen, die in meinem Leben schwer sind. Gerade weil er all das Schöne in seinem Leben gesehen hat, hat er gewusst: Gott lässt mich auch in den schweren Zeiten meines Lebens nicht allein.

Deshalb finde ich das Lied so Lebens-praktisch. Und ich nehme mir das immer wieder ganz bewusst vor: Mir zu überlegen, wo mir Gott jeden Tag begegnet. Und wofür ich jeden Tag dankbar sein kann. Auch für die einfachsten und kleinsten Dinge. Wenn ich morgens meine zwei Kinder wecke und sie noch völlig verschlafen an den Frühstückstisch kommen. Auf der Autofahrt ins Büro, wo mich an dieser einen blöden Kreuzung heute gleich jemand hat einfädeln lassen. In den Gesprächen auf dem Flur. Da gibt es dann so viel Freundlichkeit zu entdecken.

Gott begegnet mir im Alltag. Dadurch werde ich auch sicherer, wenn ich merke dass es gerade irgendwo Ärger gibt. Wenn ich einen Konflikt austragen muss. Weil ich spüre, dass auch da dann Gott für mich da ist. Dass er da dabei ist.
Das habe ich von diesem Lied gelernt. Mit wachen Augen und offenem Herzen mein Leben zu leben. Freude zu suchen und dankbar dafür zu sein, Lassen Sie Ihr Herz doch auch mal wieder raus und suchen, wo es Freude gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26567
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