SWR3 Gedanken

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Lydia sitzt im Zug, allein in einem Abteil. Lydia ist eine junge Brasilianerin, klein und zierlich, und auch ein bisschen frech. An einer Station kommt ein Mann zu ihr rein und setzt sich neben sie. Kaum dass er sitzt, zieht er ein Messer aus seiner Jacke und sagt zu Lydia: „Hör zu, es wird jetzt so laufen: du gibst mir deine Handtasche, dann steigst du an der nächsten Station aus und sagt niemandem etwas.“

Lydia schaut dem Mann direkt ins Gesicht und antwortet mit fester, ruhiger Stimme: „Ich heiße Lydia. Ich komme aus Brasilien.“ Damit bringt sie den Mann aus der Fassung, wie kann sie nur so mutig sein? Der Mann mit dem Messer in der Hand ist total perplex und Lydia spricht weiter: „In meiner Handtasche sind lauter persönliche Sachen von mir. Fotos und die ganzen Adressen von meinen Freunden. Für mich hat das alles sehr viel Bedeutung, aber Ihnen sagen die Sachen nichts. Ich vermute mal, dass Sie Geld wollen. In meiner Tasche ist aber kein Geld. Ich habe aber Geld in meiner Hosentasche. Wir machen es also so: Ich hole das Geld raus, ich gebe ihnen zwanzig Dollar und Sie steigen an der nächsten Station aus. Und wir verlieren beide kein Wort über die Sache.“

Das hat tatsächlich so funktioniert. Verrückt, wie mutig Lydia da war. Die Geschichte von Lydia habe ich in einem Buch über Christen in Amerika gelesen. Da geht es darum, wie diese Christen ihren Glauben ganz praktisch und auch ziemlich offensiv leben. Lydia ist eine davon. Sie sagt: „Ich konnte im Zug so mutig sein, weil ich Christin bin. Ich weiß, dass Gott mir in jeder Situation irgendeine Chance bietet. Ich muss diese Chance nur ergreifen und mir und Gott dann ganz viel zutrauen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26548
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