Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich bin begrenzt! Dieser Satz steht auf dem LKW, der vor mir fährt. Wir sind in einer Baustelle. Tempo 60. Aber ich könnte sowieso nicht überholen. Der LKW ist viel zu breit. Begrenzt, aber breit. Ich bin begrenzt!

Ich muss lächeln. Das ist ein schöner Satz für einen LKW. Natürlich ist er begrenzt. Er ist so und so lang und so und so breit. Das muss man wissen, damit der Besitzer sagen kann, wieviel er transportieren kann. Das ist für ihn wichtig zu wissen, es ist notwendig, um das Geschäft betreiben zu können.

Ich bin auch begrenzt, denke ich. Aber ich vergesse das gerne. Ich bin in meinem Leben begrenzt. Ich kann manche Dinge und andere kann ich nicht. Im Fußball bekomme ich jeden Dienstag meine Grenzen aufgezeigt. Da sehe ich, dass ich nicht mehr so schnell bin wie früher. Und nicht mehr so viel Luft habe, um lange zu rennen. Aber noch schlimmer ist eine andere Erkenntnis. Auch mein Leben ist begrenzt. Es hat einen Anfang – das ist nicht schlimm – und es hat ein Ende – das ist schlimm. Wie soll die Welt ohne mich weitergehen? Irgendwie kränkt mich das. Die Welt wird weitergehen, auch wenn ich sterbe. Was passiert dann mit mir?

Vor mir ein LKW, hinter mir ein LKW und die fahren immer ziemlich dicht auf. Gerade bei Tempo 60 in der Baustelle. Da kann man schon mal drüber nachdenken, was passiert, wenn einer von uns nicht rechtzeitig bremst.

Ich glaube: Das ist der Punkt, an dem der Glaube einsetzt. Ich bin begrenzt, aber ich bin nicht allein. Gott ist unbegrenzt und er ist immer bei mir. Auch dann, wenn ich an meine Grenzen komme. Im Leben. Wenn ich nicht mehr kann und nicht weiß, wie es weitergehen soll. Und Gott ist bei mir an der letzten Grenze. Wenn ich sterbe, dann hilft er mir weiter. Dann gehen wir gemeinsam über die Grenze.

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ (Ps 18,30). So heißt es in einem Psalm. Mit Gott springe ich über die letzte Grenze. Das macht mich frei und unbegrenzt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26535
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