SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Mach Dir kein Bild von Gott, steht in der Bibel. Und trotzdem: Die Bibel ist voller Bilder, die sich Menschen von Gott gemacht haben. Mit diesen Bildern haben sie versucht in Worte zu fassen, wie sie Gott erlebt haben. Welche Bedeutung Gott in Ihrem Leben hat. Und dabei haben sie Alltagserfahrungen erzählt.

Die eine erzählt davon, dass Gott sie getröstet hat, wie eine Mutter. Der andere beschreibt Gott als wütende Bärin, die ihn verteidigt. Für viele ist wichtig, dass Gott die Welt erschaffen hat und als Schöpfer mit uns verbunden ist. Und manche nennen Gott den Herrn, damit auch den Herren der Welt klar wird, wer wirklich das Sagen hat.

Was mir diese Vielfalt sagt? Dass die Liste der Gottesbilder niemals vollständig ist. Ich und Sie – alle, sind dazu aufgefordert eigene Worte zu finden. Neue Worte, mit denen wir beschreiben, wie Gott in unserem Leben wirkt. Und die stecken voller Möglichkeiten. Voller neuer Bilder, die es in biblischer Zeit noch gar nicht geben konnte: Heute könnte Gott zum Beispiel wie ein Navi sein, das mir den richtigen Weg zeigt, wenn ich die Orientierung verloren habe. Oder wie ein Energydrink, der mir Kraft gibt, wenn ich selbst keine mehr habe. Klingt ungewohnt – aber anders haben es die Menschen früher auch nicht gemacht. Sie haben Gott beschrieben mit ihren Worten. Mit ihren Erfahrungen. So entsteht eine Poesie des Glaubens. Und der Glaube bleibt lebendig. So lebendig wie unsere Sprache, die sich verändert, wie wir Menschen uns verändern.

Du sollst Dir kein Bild von Gott machen! Das bleibt richtig. Denn ein Bild alleine, kann Gott niemals fassen. Aber viele Bilder, das geht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26502
weiterlesen...