Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Di di dit, daa daa daa. Did di dit…. Wer erinnert sich heute noch an die typischen Morsezeichen? Kurz lang kurz, daraus bestanden die Signale, die die Nachrichtenübermittlung revolutioniert haben. Am 24. Mai 1844 schickte der Erfinder Samuel Morse seine erste Nachricht durch ein Kabel. Der Text lautete: "Welche Wunder Gott tut!". Und es war für die Entwicklung unserer heutigen modernen Welt wirklich ein Wunder: die Welt wurde mit einem Schlag deutlich kleiner. Was die Postkutsche bis dahin in Tagen und Wochen erledigte, ging jetzt in Sekunden. Heute ist die Welt dank schnellem Internet zu einem Dorf geworden. Was früher von Mund zu Mund ging, geht heute von Smartphone zu Smartphone. Wenn Samuel Morse das heute erleben könnte, würde er wahrscheinlich sein berühmtes SOS morsen: „save our souls – rettet unsere Seelen“ – dreimal kurz, dreimal lang dreimal kurz. Und das zu Recht. Wir ertrinken in Nachrichten, Bildern, Tönen, an wichtigen und unwichtigen Dingen. Die einen glauben, ohne ihr Smartphone nicht mehr am Leben teilhaben zu können. Mir hängt der Anblick unzähliger Menschen, die mit auf den Bildschirm gesenktem Kopf durch die Stadt marschieren, langsam zum Hals heraus. SOS – rettet unsere Seelen. Ein Zeitgenosse von Samuel Morse war der dänische Philosoph und Theologe Soren Kierkegaard. Der beschrieb einmal den Zustand der Welt als krank. Um wieder gesund zu werden empfiehlt er diese Therapie: „Das erste, was geschehen muss, ist: schaff Schweigen, hilf andern zum Schweigen! …Der Mensch ist wie schlaflos geworden um immer neue Mittel zu erfinden, den Lärm zu vermehren und ihn mit dem größtmöglichem Maßstab zu verbreiten….O schaff Schweigen“. Im Lärm von twitter, facebook, Telefon und SMS  ein „SOS“: Save our souls –rettet unsere Seelen. Wäre vielleicht eine schöne Idee: den 24. Mai zum „SOS Tag“ zu erklären das Handy zu Hause und Mund und Finger still sein zu lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26492
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