SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Unsere Erde ist überlastet. Und ich bin mit Schuld daran. Weil ich über meine Verhältnisse lebe. Ich fahre immer noch zu viel mit dem Auto. Ich vergesse das Licht auszuschalten. Ich produziere zu viel Plastikmüll. Ich könnte mehr Rad fahren, könnte meinen Rasen mit der Sense mähen, könnte weniger Fleisch essen. Ob ich in Zukunft noch gut schlafen kann, wo ich das weiß und es mir immer deutlicher wird? Ich möchte niemand um seinen Schlaf bringen. Mich nicht und andere nicht. Gut zu schlafen ist wichtig für unsere Gesundheit und fürs seelische Wohlbefinden. Aber was ich vor kurzem gehört habe, beschäftigt mich trotzdem: Dass ich mit den anderen Menschen in Deutschland zusammen schon Anfang Mai so viel verbraucht habe, wie wir es fürs ganze Jahr höchstens sollten: Rohstoffe wie Öl und Gas, Fleisch, usw. Und dabei habe ich Schmutz in der Luft, im Boden, im Wasser produziert. Ab Mai leben wir Deutschen auf Kosten der Erde. Was sich ziemlich abstrakt anhört. Wovon wir so gut wie nichts merken. Aber es wird auch ganz konkret und dann bedrückend: Dass ich über meine Verhältnisse lebe, bekommen am meisten die Bewohner auf der Südhalbkugel der Erde zu spüren. Sie leiden sichtbar und spürbar unter unserem Überfluss und unserer Maßlosigkeit. Unsere Tiere fressen ihr Saatgut. Sie leiden wegen der klimatischen Veränderungen unter zunehmender Dürre.

Was ich hier sage, ist kein Öko-Geschwätz und auch keine Schwarzmalerei. Gerade als Christ betrachte ich es als meine Pflicht, nicht wegzuschauen, wo es schwierig wird. Und es wird schwierig, sich umzustellen, das merke ich deutlich genug an mir selbst. Jeder von uns muss bereit sein, etwas an seiner Lebensweise zu ändern. Andernfalls zerstören wir nach und nach unsere Lebensgrundlage. Wir machen uns schuldig: an unserer Erde, der Schöpfung Gottes; an den Menschen, die weniger Zugang zu den Ressourcen haben; und an unseren Kindern und Enkelkindern.

Ich nehme mir also etwas vor. Und bin überzeugt, dass jeder kleine Schritt etwas nützt. Ich schiebe das Problem nicht auf die Politiker ab, oder auf die Industrie. Nein, ich muss selbst etwas tun. Vorbild sein. Anfangen.

Ich achte darauf, keine elektrischen Geräte über Nacht auf Standby zu lassen, sondern schalte sie aus. Ich prüfe noch genauer, wo ich aufs Auto verzichten kann und fahre stattdessen mit Bus und Bahn. Ich achte genau darauf, wo ich ein Produkt kaufen kann, das nicht in Plastik verpackt ist. Schon diese Vorsätze tun gut und nützen hoffentlich auch meinem Schlaf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26479
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