SWR3 Gedanken

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„Wir trauen uns“ – dieser schön doppeldeutige Satz stand auf der Karte, mit der ich zu einer Hochzeit eingeladen war. Zwei Menschen trauen sich, einander dieses große Versprechen zu geben: Treue auf Lebenszeit!       Aber geht das denn? Kann das gut gehen? Das Leben ist doch eine soo lange Strecke. Lässt sich die Liebe auf einen Menschen beschränken, und das auch noch auf Dauer? Und ist die Ehe nicht ein Auslaufmodell? Oder gar prinzipiell zum Scheitern verurteilt, wenn man daran denkt wie viele Menschen sich scheiden lassen oder sieht in wie vielen Ehen es hakt? 
Ja, man muss sich schon trauen, dieses Wagnis einzugehen. Aber wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Und was gibt es zu gewinnen? Eine Form von Liebe, die mit Zeit zu tun hat. Zeit für Entwicklungen, Zeit für gemeinsame Interessen, Engagements oder Kinder. Eine Ehe ermöglicht Beständigkeit und Verlässlichkeit. Und eine tiefe Verbundenheit, die mehr ist als die Heftigkeit von Affären. Es kann ein Gespür für die Seele des anderen entstehen, ein Gespür das oft bis über den Tod des Partners hinausreicht. 
Man könnte einwenden, dass dies alles auch ohne Trauschein, ohne große Versprechungen zu haben wäre. Stimmt – und wiederum auch nicht. Sicher gab und gibt es Beziehungen, die ohne staatliche Besieglung oder kirchlichen Segen glücken. Liebe oder Treue lassen sich weder gesetzlich noch kirchlich erzwingen. Gott sei Dank. Und darum geht es auch nicht. Sondern darum, dass Paare sich wünschen, ihrer Liebe Dauer und einen Rahmen zu geben. Und sich das vor Zeugen versprechen wollen.  Mit einer freien Trauung oder einer kirchlichen Hochzeit. Denn das Wagnis Ehe ist letztlich doch auch Ausdruck einer tiefen menschlichen Hoffnung: auf lebendige Liebe ein Leben lang. Aber dafür gibt es keine Garantie. Und deshalb muss man sich eben trauen!

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26474
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