SWR3 Gedanken

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„Für die Welt war sie niemand, für mich war sie die Welt.“ Ich musste meine Mutter… gehen lassen. Meine Liebe und Dankbarkeit für sie wird erst mit mir sterben.“ Das ist der Text einer Todesanzeige, den ein Sohn für seine Mutter in die Zeitung gesetzt hat. Diese Todesanzeige hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Berührt hat mich wie sehr dieser Sohn seine Mutter geliebt haben muss, dass er ihr öffentlich dieses Denkmal setzt. Und es hat mich nachdenklich gemacht, wie einmalig diese Mutter-Sohn-Beziehung gewesen sein muss. Mit dieser Art Liebeserklärung per Todesanzeige als Ausdruck. Was auf ganz besondere Weise zeigt wie intensiv doch die Beziehungen zu Müttern sind. Zum Wohl und zum Wehe. Eine Mutter haben und eine Mutter sein, geht so tief ins Mark von Beziehungen wie kaum eine andere. Jeder von uns hat eine Mutter und jeder von uns hat seine ganz eigene Beziehung zu seiner Mutter. Eine gute, schöne, vertraute, liebevolle, schwere, komplizierte, belastete oder schmerzliche Beziehung. Und jede Frau, die Mutter ist, weiß um dieses einmalige Verhältnis zu diesem Wesen, das neun Monate lang in ihrem Leib war und das sie unter Schmerzen zur Welt gebracht hat. Das ist der erste Bund fürs Leben, und der bleibt. Selbst wenn sich die Wege trennen oder gar Streit Mutter und Kind entzweit. Darum kommen Mutter und Kind auch nie ganz voneinander los. Wie durch ein unsichtbares Band bleiben sie miteinander verbunden. Und darum ist es auch so natürlich wie schön, wenn dieses Band mit Dank und Liebe gebunden ist. Darum ist es auch so schmerzlich, wenn es mit Vorwurf oder Ablehnung gebunden ist.
Darum ist es auch so schwer, wenn dieses Band zur Fessel wird durch Abhängigkeit. Und darum ist es auch so befreiend und heilsam, wenn Mutter und Kind sich versöhnen - bevor eine Todesanzeige zu schreiben ist…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26468
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