SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Diese Geschichte fängt unheimlich an und hört unheimlich nett auf. Ich hab sie selbst erlebt und sie beginnt mitten in der Nacht in einem Stuttgarter U-Bahnhof. Ein bisschen spooky ist es. Alles leer, niemand unterwegs. Ich brauche noch eine Fahrkarte, also los zum Automaten. Ich hab viel Gepäck und krame nach meinem Geldbeutel. Endlich habe ich ihn, da fällt das Kleingeld raus und ich kriege langsam aber sicher die Krise. Es fehlt nur noch die berühmte eiskalte Hand von hinten.

Aber dann, wie aus dem Nichts, steht plötzlich eine Familie neben mir. Vier Leute, die beiden Kinder schlafen im Kinderwagen. Sie fragen mich in gebrochenem Englisch: „All ok with you?“ Ich nicke. Und dann wollen sie wissen, wie das mit der Fahrkarte läuft. Ich versuche es zu erklären, aber es ist gar nicht so leicht, sich verständlich zu machen. Mit Händen und Füßen klappt es und ich will ihnen zeigen, wie die Karte gezogen wird. Aber erst noch schnell mein Kleingeld aufheben. Sie sind fixer als ich und noch bevor ich was sagen kann, haben sie für sich und mich die Fahrkarten gekauft. Ich will ihnen Geld geben. „Nein, nein“, wehren sie ab. Und dann ziehen sie mit einem „Danke“ und „Good night“ weiter.

Ich bin so überwältigt, dass ich heulen könnte. Die vier haben mich um Hilfe gebeten und am Ende haben sie mir geholfen. Nicht nur, weil sie mir die Fahrkarte geschenkt haben. Ich war völlig übermüdet, fertig, bepackt und allein. Das haben sie irgendwie gespürt und für einen Moment war ich nicht mehr allein. Ich hab einfach zu ihnen gehört - egal ob wir uns kennen oder nicht.

Ich hab mich in der Nacht nicht mehr bedanken können, so kaputt und überwältigt war ich. Also mache ich das auf diesem Weg. Und es geht an alle, die spontan sehen und tun, was nötig ist: DANKE!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26448
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