SWR3 Gedanken

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Carlos geht ab nächstem Jahr in die Schule. Vorher geht’s zur Schuleingangsuntersuchung. Über einen Satz in der Einladung dazu habe ich mich richtig aufgeregt: „Die Schuleingangsuntersuchung ist notwendig um ggf. Defizite in der gesamten Entwicklung Ihres Kindes festzustellen. So können unter Umständen frühzeitig Fördermaßnamen in die Wege geleitet werden.“

Ich habe große Augen gemacht, als meine Freundin Maggy mir diesen Brief gezeigt hat. Kann es wirklich sein, dass man als allererstes wenn ein Kind untersucht wird, von Defiziten spricht? Davon, was das Kind vielleicht alles nicht kann?

Ich kann das nicht verstehen. Warum steht da nicht: „Wir möchten Carlos kennenlernen und ihn und seine gesamte Entwicklung untersuchen.“ Das klingt doch gleich ganz anders.

Bei so einem Brief würde Carlos im Mittelpunkt stehen. So wie er ist. Mit dem, was er kann, was ihn ausmacht und natürlich mit dem, was ihm schwer fällt.

Aber so wie es im Brief tatsächlich steht, geht es nur um das System. Darum die Regeln einzuhalten, alles richtig zu machen.

Menschen funktionieren aber nun mal nicht „richtig“. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Und gerade die Schule ist doch auch dazu da, Kinder zu stärken. Das was sie gut können, zu fördern und sie zu Persönlichkeiten wachsen zu lassen, die ihre Meinung vertreten können.

Höchste Zeit für einen neuen Brief. Nicht nur für Carlos. Sondern für alle, denen ein großer Schritt bevorsteht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26447
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