SWR2 Wort zum Tag

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Die vier Weltelemente und der Heilige Geist  (I)

 „Im Galarock des heiteren Verschwenders,/ einen Blumenzepter in der schmalen Hand,/ fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land.“  Erich Kästner Mai-Gedicht ist immer noch aktuell, auch wenn  der Frühling längst im Gange ist. Das erste frische  Grün ist längst voller und kräftig geworden, schon sind Fruchtansätze an den Kirschbäumen. Das englische Wort für Frühling bringt es auf den Punkt: springtime.  Ein fortwährendes Entspringen in der Natur, ur-sprünglich  wortwörtlich. „Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten./Die Birken machen einen grünen  Knicks./Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, /das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.“

Schon in den alten Naturreligionen ist der Frühling  deshalb eine besondere Zeit. In der grünenden Lebendigkeit zeigt sich die Mutter Erde  lebendig und fruchtbar, schöpferisch freigebend.  Man sieht sie in ihrer göttlichen Kraft förmlich lustvoll an der Arbeit.  „O Erd, schlag aus, schlag aus, O Erd, dass Berg und Tal grün alles wird“, heißt es deshalb auch in der Hebräischen  Bibel.  Himmel und Erde finden sich zur Heiligen Hochzeit zusammen, und neu entspringt das Leben. Durch nichts wird verständlicher, was  Christen in der Osterbotschaft bekennen: Frühling und Auferstehung gehören zusammen. Treffend heißt es darum  im Osterlob von Friedrich von Spee: „Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, /…/in deiner Urständ  fröhlich ist..//Jetzt grünet, was nur grünen kann,/die Bäum zu blühen fangen an.“ (Gotteslob 332).

Jetzt in der Osterzeit vor Pfingsten  ist viel vom Heiligen Geist die Rede, von der Lebenskraft Jesu. So wie Himmel und Erde frühlingshaft zusammenarbeiten, so ist es  dank Jesus Christus mit Gott und Mensch:  frühlingshaft neu darf der Mensch werden. In der fruchtbaren Mutter Erde  begegnet nicht nur die Schöpferkraft Gottes; sie wird zum Ort gelebter Nächsten-, ja Feindesliebe. Die Welt ist kein trostloser Ort   und der Mensch kein Unglücksfall – ganz im Gegenteil. Gerade in der Orientierung an Jesus  ergeht die Einladung, endlich irdisch zu werden und nicht immer von Überirdischem zu träumen. „Humilitas“ nannte man das früher, von humus und Erde. Meist wird es mit Demut übersetzt. Gemeint ist das entschiedene Ja zum Alltag, zum Irdischen – ganz auf der Spur Jesu,  ganz geerdet also und mit der Grünkraft erfrischender Liebe. „Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, bringe  Licht in diese Welt.“ Im Heiligen Geist ist der Himmel geerdet.

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