SWR2 Wort zum Tag

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Heute vor 190 Jahren, am 8. Mai 1828, wurde Henry Dunant geboren. Henry Dunant war der erste Friedensnobelpreisträger. Er hat das Internationale Rote Kreuz ins Leben gerufen. Und auf seinen Ideen und Vorschlägen beruht die Genfer Menschenrechts-Konvention.

Ich finde es beeindruckend, wie vorbehaltlos und konsequent Dunant sich für die Wahrung von Menschlichkeit und Frieden Zeit seines Lebens eingesetzt hat. Das Fundament dieses Einsatzes lag in seiner calvinistischen Erziehung und Frömmigkeit mit den damit verbundenen ethischen Maßstäben.

1859 wurde er Zeuge einer Schlacht zwischen Österreich und Italien/Frankreich bei Solferino in der Nähe des Gardasees. Diese Eindrücke und Erlebnisse waren dann der Auslöser für sein großes lebenslanges Engagement.

25.000 Verletzte blieben dort am Ende hilflos zurück. Viele waren schwer verwundet, grausam zugerichtet. Und niemand kümmerte sich um sie. Dunant zögerte nicht lange und organisierte mit den Einwohnern aus der Umgebung einen Hilfsdienst. „Tutti fratelli“ sagte er dabei den Helferinnen und Helfern. Wir sind alle Brüder! Macht keinen Unterschied wegen der Nationalität!

Tutti fratelli! Müsste man nicht sagen „alle Brüder“ – und heute „Geschwister“? Das war doch das Schlüsselwort. Für Dunant zuerst, für seine Helfer und dann für alle, die sich ihm und seiner Idee des Schutzes der Opfer und Verwundeten später anschlossen. Tutti fratelli, alle Brüder. Das Schlüsselwort für Mitmenschlichkeit und Wahrung der Menschenwürde. Auch im Krieg.

Dunants kompromissloser Einsatz hat viele überzeugt. Auch Generäle und Staatsmänner. So kam es zur Gründung des Roten Kreuzes und der Genfer Menschrechtskonvention. Im Internet lese ich: Heute gibt es weltweit 191 nationale Rotkreuz-Gesellschaften. Und 196 Staaten haben sich dem Genfer Abkommen verpflichtet. - Das finde ich richtig gut!

Dass Dunant als Protestant hier nicht nachgelassen hat in seinen Bemühungen um Mitmenschlichkeit im Krieg, wo einzig die Gewalt regiert, ist für mich ein Ansporn. Gerade heute am 8. Mai, dem Gedenktag zum Ende des 2. Weltkriegs.

Dunant erinnert mich daran, dass das bestimmende Schlüsselwort im Umgang miteinander, als Menschen und als Nationen, nicht Krieg, sondern tutti fratelli!, alle Brüder - und Schwestern! -, heißen sollte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26422
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