SWR4 Abendgedanken

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Johnny Cash, der amerikanische Country-Sänger wollte eine Schallplatte in einem Gefängnis aufnehmen. Ende der 60er Jahre war das.

Die Mitarbeiter der Plattenfirma und seine Manager waren davon aber gar nicht begeistert. Denn so etwas gab es noch nie. Und keiner weiß, ob es Cashs Karriere dient, wenn er dort unter Verbrechern sein Album einsingt. Einer der Anwesenden sagt: „Johnny, deine Fans sind zum großen Teil Christen. Fromme Menschen. Die wollen nicht, dass Du vor einem Haufen Verbrecher auftrittst.“ Daraufhin antwortet Johnny Cash: „Nun…..dann sind es keine Christen!“

Das ist eine Szene aus dem Film „Walk-the line“, der Biographie von Johnny Cash. Jedes Mal, wenn ich den Film gucke, bekomme ich an dieser Stelle eine Gänsehaut. Denn Johnny Cash hat Recht: Der Mensch, auf den sich Christen berufen, hat es schließlich genauso vorgemacht: Jesus Christus hat den Kontakt zu denen gesucht, die am Rande der Gesellschaft standen und mit denen niemand etwas zu tun haben wollte. Und so hat er mit Zöllnern zu Abend gegessen und mit Sündern geredet. Er hat sich um die Ehebrecherin gekümmert und um Menschen mit ansteckenden Krankheiten. Jesus ging zu Kranken, Halsabschneidern, Betrügern und Verbrechern. Er hat sie zu Hause besucht, hat mit ihnen geredet, gegessen, getrunken und ihnen so gezeigt: Gott lässt euch nicht allein.

Johnny Cash hat sich Jesus als Vorbild genommen. Die Taten der Häftlinge hat er damit keineswegs beschönigt, wie ihm einige Kritiker damals vorgeworfen haben. Ihm ist sehr wohl klar gewesen, dass die Häftlinge schlimme Dinge getan hatten und dass sie dafür zu Recht im Gefängnis saßen. Aber an diesem Ort von Strafe und Vergeltung wollte er einen kleinen Hoffnungsschimmer eröffnen. Die Häftlinge sollten erfahren, dass sie trotz ihrer begangenen Verbrechen einen Grund haben zu hoffen. Auf Vergebung. Wenn nicht von Menschen, dann von Gott. Denn Gott ist besonders für die da, die sonst niemanden haben.

Johnny Cash hat übrigens ernst gemacht. Er hat sein Live-Album im Folsom-Gefängnis aufgenommen. Mit großem Erfolg. Das Musikmagazin Rolling Stone rechnet die Platte zu den 100 besten Platten aller Zeiten. Wahrscheinlich auch wegen des ungewöhnlichen Aufnahmeortes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26420
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