Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der 8. Mai hat zwei Namen in der Deutschen Geschichte: Tag der Kapitulation und Tag der Befreiung. Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg.

 

Militärisch gesehen aus deutscher Sicht mit einer Kapitulation und zwar einer bedingungslosen. Die deutschen Offiziere Keitel, Friedeburg und Stumpf  unterzeichnen diese im Namen des deutschen Oberkommandos. Hitler hatte sich bereits am 30. April durch Selbstmord der Verantwortung entzogen. Wer bedingungslos kapituliert, hat nichts mehr mit dem er punkten könnte. Er unterwirft sich dem andern total. Es ist die absolute militärische Niederlage.

Auf der anderen Seite war der Tag ein Tag der Befreiung. Mit dem Zweiten Weltkrieg undder Niederlage Deutschlands endete eines der schlimmsten Unrechtsregime, die es jemals gab. Vor 33 Jahren hat der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede im Bundestag diesen Aspekt des 8. Mai herausgearbeitet: „Wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.“ Aus dem Ende, der absoluten Niederlage ist eine bessere Zukunft geworden. Nicht nur für Deutschland sondern für ganz Europa, auch weil die Sieger sich nicht vom Gedanken der Rache, sondern von dem der Versöhnung haben leiten lassen.

Ich denke an die vielen Kriegsregionen, die wir heute haben: Syrien, Jemen, Sudan, Ukraine und viele andere.  Wie befreiend könnte es sein, wenn hier mal einer – egal welche Seite – kapitulieren und die Gegenseite die Hand zur Versöhnung reichen würde.

Und was für die großen Kriege unter den Völkern gilt, gilt letztlich auch für meine eigenen persönlichen Kleinkriege: Mit Kollegen, Nachbarn, ehemaligen Partnerinnen oder wem auch immer. Hier mal zu kapitulieren, eine Niederlage einzugestehen, kann zu einem Tag der Befreiung werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26412
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